Rofo 2012; 184(9): 776
DOI: 10.1055/s-0032-1318873
Brennpunkt
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prädiabetes und Diabetes – LGE als Prädiktor kardiovaskulärer Ereignisse?

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Publication Date:
03 September 2012 (online)

Die kardiale MRT mit Late-Gadolinium-Enhancement (LGE) kann bei Diabetes-Patienten ohne klinische Zeichen eines Myokardinfarkts unabhängige prognostische Informationen für kardiovaskuläre Ereignisse und das Überleben liefern. Da schon bei abnormer Nüchternglukose (IFG, Impaired fasting Glucose) das kardiovaskuläre Risiko erhöht ist, wird auch hier die Rolle der nicht invasiven Bildgebung für die Risikostratifizierung erforscht.

Radiology 2012; 262: 807–815

Yoon et al. untersuchten, ob ein mit der LGE-MRT festgestellter Myokardinfarkt bei Patienten mit IFG oder Diabetes mellitus ein unabhängiger Prädiktor für schwere kardiale Ereignisse (MACE, Major adverse cardiac Event) ist. In die Studie wurden Patienten mit Verdacht auf Koronararterienerkrankung, aber ohne bekannten Herzinfarkt aufgenommen.

Die Bildakquisitionen fanden in einem 1,5-T-MRT mit 4- bzw. 5-Kanal-Herzspulen, EKG-Gating und unter Atemanhalt statt. Die LGE-MRT-Bilder wurden mit „Inversion Recovery-prepared Gradient-Echo“-Sequenzen erstellt. Während Patienten mit atypischem Enhancement (mittmuskulär, subepikardial) und multifokaler Verteilung ausgeschlossen wurden, gingen die Daten derjenigen Revaskularisierungen im Studienzeitraum in die Auswertung ein.

Insgesamt 181 Patienten (110 Männer, Durchschnittsalter: 68 Jahre) bildeten die IFG-Gruppe. Die Diabetes-Gruppe setzte sich aus 151 Patienten (113 Männer, Durchschnittsalter: 67 Jahre) zusammen, deren Erkrankung zum Zeitpunkt der MRT-Untersuchung seit etwa 14 Jahren bestand. In der IFG-Gruppe hatten 25% der Patienten eine Kontrastmittel-Spätanreicherung, in der Diabetes-Gruppe waren es 38% (p = 0,008). Von ihnen zeigten 82% der IFG- und 78% der Diabetes-Patienten subendokardiale Kontrastmittelverteilungen und 18% (IFG) bzw. 22% (Diabetes) transmurale Verteilungen. In beiden Gruppen war das LGE signifikant mit vorangegangener Koronararterienerkrankung, reduzierter globaler linksventrikulärer Funktion und regionalen Wandbewegungsstörungen assoziiert.

Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 30 bzw. 31 Monate (IFG- bzw. Diabetes-Gruppe). Die Rate von MACE-Fällen lag bei 8,3% (IFG) und 15,9% (Diabetes). Koronare Revaskularisationen mussten bei 25,4% der prädiabetischen und bei 23,8% der Diabetes-Patienten vorgenommen werden (nicht adjustierte Hazard Ratio, HR: 0,939; p = 0,777). Das LGE war in beiden Gruppen der stärkste Prädiktor für MACE, doch in der IFG-Gruppe war dies deutlicher ausgeprägt: nicht adjustierte HR betrug 3,181 (p = 0,017) in der Diabetes-Gruppe, 6,070 (p = 0,001) in der IFG-Gruppe. Diese Ergebnisse, auch der Unterschied, blieben nach einer multivariaten Auswertung mit Vorwärtsselektion erhalten. War ein LGE vorhanden, verschlechterte sich das MACE-freie Überleben (IFG-Gruppe: p < 0,001; Diabetes-Gruppe: p = 0,012). Dabei war das MACE-freie Überleben bei IFG-Patienten mit LGE und Diabetes-Patienten mit LGE vergleichbar ungünstig.

Fazit

Unter der Voraussetzung eines LGE haben Patienten mit abnormem Nüchternblutzucker und Diabetes-Patienten ein vergleichbar ungünstiges ereignisfreies Überleben bezogen auf schwere kardiale Ereignisse. Damit kann die LGE-Kardio-MRT nach Ansicht der Autoren helfen, unter Patienten mit IFG und Verdacht auf Koronararterienerkrankung diejenigen mit hohem Risiko zu identifizieren, die von einer aggressiveren Therapie profitieren.

Matthias Manych, Berlin (Medizinjournalist)