Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2012; 9(3): 150-151
DOI: 10.1055/s-0032-1318912
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktuelles aus der S3-Leitlinie – Präventive und postoperative medikamentöse Therapie des duktalen Karzinoms in situ

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Publication Date:
31 October 2012 (online)

Inwieweit die Aromatasehemmer neben den selektiven Östrogenrezeptormodulatoren Einzug in die Präventionsstrategien beim duktalen Karzinom in situ (DCIS) finden werden, werden die aktuellen Studien zeigen, betont PD Christian Löhberg, Erlangen. Für Exemestan liegen bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Risiko bereits erste vielversprechende Daten vor, das Potenzial von Anastrozol wird derzeit in der IBIS-II-Studie geprüft. In der postoperativen Situation erscheint ein Einsatz von Tamoxifen insbesondere bei jungen Frauen und hohem Grading sinnvoll, da das Auftreten von Rezidiven offenbar vom Alter und vom Grading abhängt.

In den letzten Jahren wurden mehrere Studien zur Chemoprävention des Mammakarzinoms vorgestellt. Vielversprechend erscheinen insbesondere die endokrinen Ansätze, wie beispielsweise die selektiven Östrogenrezeptormodulatoren (SERM) Tamoxifen (NSABP-P1[1]-Studie, „Royal Marsden Hospital Trial“, „Italian Trial“ und „IBIS[2]-I-Study“) und Raloxifen (MORE[3]-, CORE[4]-, RUTH[5]- und STAR[6]-Studie), welche das Risiko der Brustkrebsentstehung signifikant reduzieren können [1]. In den USA sind beide Substanzen zur primären Brustkrebsprävention bei postmenopausalen Frauen zugelassen.

Seit dem letzten Jahr liegen nun auch vielversprechende Ergebnisse zu Exemestan vor [2]. In der prospektiven, randomisierten MAP.3[7]-Studie reduzierte dieser Aromatasehemmer die Inzidenz des Mammakarzinoms bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Risiko um 65%. Ob allerdings auch die anderen Aromatasehemmer Anastrozol und Letrozol eine chemopräventive Wirkung entfalten können, ist derzeit noch nicht klar. Für Anastrozol wird dies derzeit in der IBIS-II-Prävention-Studie an Frauen mit einer positiven Familienanamnese oder einer erhöhten Brustdichte untersucht [3]. Primär waren die Studien zur medikamentösen Prävention des Mammakarzinoms nicht auf den Endpunkt einer Reduktion von präinvasiven Läsionen ausgerichtet, sondern auf eine mögliche Reduktion der Anzahl invasiver Mammakarzinome. Aber auch die Inzidenz präinvasiver Läsionen, einschließlich duktaler Karzinome in situ (DCIS) lässt sich mithilfe einer Therapie mit Tamoxifen signifikant reduzieren, wie Präventionsstudien für das invasive Mammakarzinom belegen [4]. Für Raloxifen andererseits ergab sich kein solcher präventiver Effekt. In Anbetracht der potenziellen Nebenwirkungen und der relativ niedrigen Effektivität waren die aktuellsten Daten zum Raloxifen eher enttäuschend. Aktuellere prospektive Daten aus der MAP.3-Studie zeigen auch für Exemestan einen Effekt für die Reduktion präinvasiver Läsionen bei postmenopausalen Frauen [2].

Tab. 1 Medikamentöse Prävention und Therapie des duktualen Karzinoms in situ – von 1999 bis heute.

1999

2002

2003

seit 2008

zukünftig

Tamoxifen

Tamoxifen

Tamoxifen

Tamoxifen

Aromataseinhibitoren

ja

ja

nein

ja, unter bestimmten Voraussetzungen

?

- NSABP-B24

- NSABP-P1

- UK / ANZ-Trial

- S3-Leitlinie

MAP.3

- IBIS-I

- Langzeit-Follow-Up (2011):

- IBIS-II

- RMH

- NSABP-B24 + UK / ANZ Trial

- NSABP-B35

- Italian Trial