Rofo 2012; 184(10): 875
DOI: 10.1055/s-0032-1318942
Brennpunkt
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prostatakarzinom – Beteiligung der zentralen Zonen weist auf aggressive Erkrankung hin

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Publikationsdatum:
24. Oktober 2012 (online)

Prostatakarzinome mit Beteiligung der zentralen Zone der Prostata unterscheiden sich im biologischen Verhalten deutlich von Prostatatumoren anderer Lokalisation. H. A. Vargas aus New York, USA, untersuchte mit seiner Arbeitsgruppe, inwieweit sich die Zentralzone in der T2- und diffusionsgewichteten MRT darstellen lässt und welche Besonderheiten Prostatakarzinome mit Beteiligung der zentralen Zone aufweisen.

Radiology 2012; 262: 894–902

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T2w-TSE-Bild der Prostata. Die rote Linie umschließt die ausgewertete ROI des Prostatakarzinomareals (Gleason-Score 4 + 4) rechts lateral und die orange Linie die ausgewertete ROI des Prostatakarzinomareals (Gleason-Score 3 + 3) rechts ventral (Bild: Franiel T, Lüdemann L, Taupitz M et al. Fortschr Röntgenstr 2009; 181: 536–542).

Nach McNeal lässt sich die Prostata nach anatomischer Lokalisation sowie histologischen und embryologischen Merkmalen in eine periphere Zone, Transitonalzone und zentrale Zone einteilen. Die Transitonalzone umschließt die Urethra, die zentrale Zone dagegen den Ductus ejaculatorius. Anhand der Histologie ist erkennbar, dass sich die zentrale Zone wie Ductus ejaculatorius und Samenblase aus dem Wolffschen Gang entwickelt hat, während die anderen beiden Zonen vom Urogenital-Sinus abstammen. Dies könnte das bei malignen Tumoren beobachtete unterschiedliche biologische Verhalten erklären.

Während die Abgrenzung der peripheren Zone von der restlichen Prostata im MRT in der Regel kein Problem darstellt, ist die Unterscheidung zwischen Transitonalzone und zentraler Zone umstritten. Zur Vereinfachung werden diese beiden Zonen daher oft als „Zentrale Drüse“ zusammengefasst.

Vargas et al. ließen von 2 unabhängigen Radiologen retrospektiv T2- und diffusionsgewichtete präoperative MRT von 211 Patienten mit Prostatakarzinom auswerten. Die Radiologen beurteilten die Darstellung der zentralen Zone und einen möglichen Krebsbefall.

In 84 bzw. 81% der Fälle konnten die Radiologen die zentrale Zone bei sehr guter Übereinstimmung zumindest teilweise erkennen und abgrenzen. Meist stellte sie sich als symmetrische, homogene Struktur mit geringer Signaldichte dar.

Bei 14 Prostatakarzinomen (7%) war die zentrale Zone mitbeteiligt. Verglichen mit Patienten ohne Beteiligung der zentralen Zone wiesen diese Patienten einige Besonderheiten auf: Sie hatten höhere PSA-Werte (Prostata-spezifisches Antigen), einen höheren Gleason-Score und zeigten häufiger eine extrakapsuläre Ausbreitung und Invasion der Samenblase.

Fazit

Bei den meisten Patienten lässt sich die zentrale Zone der Prostata im T2- oder diffusionsgewichteten MRT gut von den anderen Zonen der Prostata abgrenzen. Ein Übergang des Prostatakarzinoms auf die zentrale Zone ist mit einer deutlich aggressiveren Erkrankung assoziiert. Gute anatomische Kenntnisse der Prostatazonen und ihrer Darstellung im MRT sind daher für die Diagnostik des Prostatakarzinoms von hoher Bedeutung, schreiben die Autoren.

Maria Weiß, Berlin (Medizinjournalistin)