Z Gastroenterol 2012; 50(12): 1278
DOI: 10.1055/s-0032-1319062
Gastroenterologie damals und heute
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geschichte der Gastroenterologie – Vom Erbrechen zur modernen Funktionsdiagnostik

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Publication Date:
07 December 2012 (online)

Funktionstests gehören heutzutage zum festen Repertoire in der Gastroenterologie. Doch das Wissen um Physiologie und Pathophysiologie des Verdauungstrakts musste erst einmal mühsam erarbeitet werden, bevor solche Untersuchungen möglich waren und deren Ergebnisse richtig interpretiert werden konnten.

Die Anfänge in der gastroenterologischen Funktionsdiagnostik waren eher bescheiden: bereits die Assyrer kannten zwar das Erbrechen, Hippokrates untersuchte die Zunge von Patienten, Caelius Aurelianus beschrieb das gastrische Plätschern, Avicenna die Rhythmik von Schmerzen in Bezug auf Mahlzeiten und die Schule von Salerno erkannte die Bedeutung der abdominalen Perkussion. Die klinischen Kenntnisse bezogen sich allerdings noch in der Zeit um das Mittelalter vor allem auf Tatsachen, die uns heutzutage selbstverständlich erscheinen. Sektionen waren erst gegen Ende des Mittelalters offiziell erlaubt, so dass grundlegende Kenntnisse zunächst fehlten. Doch in der Folge machten wissbegierige Ärzte Fortschritte auf diesem Gebiet, und auch heute noch sind einige ihrer Namen nicht mehr aus der Gastroenterologie wegzudenken: So berichtete Boerhaave 1724 erstmals über die plötzliche Ösophagusruptur, Grassius und Littré beschrieben 1695 bzw. 1704 Blutungen und Perforationen durch Magengeschwüre. Bereits 1564 hatte Jean de Gorris Überlegungen zur Dyspepsie angestellt.