manuelletherapie 2012; 16(03): 105
DOI: 10.1055/s-0032-1322417
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Leserbriefantwort 1

Christian Schmidt
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Publication Date:
19 July 2012 (online)

Beim erst kürzlich stattgefundenen 3. Deutschen Symposium für Mechanische Diagnose und Therapie in Fellbach erwähnte Hannu Luomajoki in seinem Vortrag mit 50 Milliarden Euro die geschätzten durch Rückenschmerzen entstandenen Kosten in Deutschland [1]. Dies ist kein Einzelfall. Der aufmerksame Leser von Fachzeitschriften und Zuhörer bei Symposien bzw. Kongressen wird dieser häufig zitierten Zahl wiederholt begegnen. Man ist froh, dass man eine Zahl der Gesamtkosten für Rückenschmerzen hat, die wissenschaftlich durch die Studie von Wenig et al. 2009 [2] belegt werden kann.

In meinem Kommentar hatte ich bereits Bedenken über das „Hochrechnen“ der Daten auf ganz Deutschland geäußert. Ich bin Herrn Fries über die ergänzenden klaren Worte und stichhaltigen Argumente in Bezug auf die geschätzten und wirklichen Kosten für Physiotherapie in diesem Zusammenhang dankbar. „Wollte da keiner nachlesen?“, fragt er. Vermutlich hatte sich bisher noch keiner die Mühe gemacht, den kleinen Schritt weiterzugehen und die geschätzten Kosten in Deutschland für Physiotherapie anhand der Studie zu ermitteln. Anscheinend äußert keiner Kritik bzw. liest nach, solange keine Zahl genannt wird.

Die offensichtlich mangelhafte Schätzung der Kosten eines von mehreren Posten lässt an der Gesamtkostenschätzung von 50 Milliarden Euro rütteln. Allein durch die Korrektur dieses einzelnen Kostenverursachers müssten die geschätzten Kosten auf mindestens unter 48 Milliarden Euro angepasst werden. Sollte – wie von Herrn Fries vermutet – das Studiendesign mit Internetbewertungssystem die Fehlerquelle der Fehleinschätzung sein, lassen sich weitere Korrekturen der übrigen kostenverursachenden Faktoren nicht ausschließen. Dies wäre auch bei regional bedingten Kostendiskrepanzen als potenzielle Ursache der Fehlkalkulation der Fall.

Fair und interessant wäre eine Stellungnahme der Autoren dieser Studie. Obwohl von den Autoren vermutlich nicht beabsichtigt, birgt der Artikel hohe politische Brillanz für den Berufsstand der Physiotherapie, wie der kritische Leserbrief von Herrn Fries verdeutlicht.

 
  • Literatur

  • 1 Luomajoki H.. Bewegungskontrolle; klinische Muster und Evidence Based Practice. Präsentiert auf dem 3. deutschen Symposium für Mechanische Diagnose und Therapie – Klinische Muster erkennen und behandeln. Fellbach 03/2012..
  • 2 Wenig C, Schmidt C, Kohlmann T et al. Costs of Low Back Pain in Germany. European Journal of Pain 2009; 12: 280-280