Dialyse aktuell 2012; 16(06): 330-334
DOI: 10.1055/s-0032-1322471
Fachgesellschaften
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bundesarbeitsgemeinschaft Nephrologische Pflege (BANP)

Definition der nephrologischen Fachpflege
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Publication Date:
19 July 2012 (online)

 
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Die nephrologische Fachpflege orientiert sich zunehmend an einem eigenen Gegenstand beruflicher Praxis, mit einer umfassenderen Sichtweise von Pflege und neuen Aufgabenfeldern. Dies macht eine gemeinsam akzeptierte Fachsprache notwendig, um insbesondere den Gegenstand und das Wesen nephrologischer Fachpflege nachvollziehbar darstellen zu können. Der vorliegende Artikel beschreibt die Entwicklung einer durch die Bundesarbeitsgemeinschaft Nephrologische Pflege (BANP) konsentierten Definition nephrologischer Fachpflege als eigenständige Disziplin. So wird der individuelle Beitrag der Profession innerhalb der deutschen Versorgungslandschaft für alle Patienten sowie für die im Gesundheitssystem agierenden Akteure, Verbände, Gesellschaften und Entscheidungsträger transparent.

In einer Zeit der zunehmenden Professionalisierung der Pflege im Allgemeinen und der nephrologischen Pflege im Besonderen, fällt es den pflegerischen Berufsangehörigen immer noch schwer, ihre Arbeit gegenüber der Gesellschaft und weiteren Berufsgruppen transparent darzustellen. Vertreter der Pflege sprechen von einer mangelnden Versprachlichung der Pflegearbeit, die erst allmählich und mühsam aus der Stummheit des medizinischen Paradigmas herausgeführt werden muss [ 1 ].

Früher bestand gerade in der nephrologischen Pflege, und hier besonders im Arbeitsumfeld der Dialyse, eine technologisch-organisatorisch orientierte Arbeitsauffassung, die sich nach der Ausführung ärztlicher Verordnungen richtete (Reduktion der Pflege auf Vorbereitung, Durchführung, Nachbereitung und Organisation der Nierenersatztherapie). Demgegenüber orientiert sich die Pflege heutzutage zunehmend an einem eigenen Gegenstand beruflicher Praxis.

Hier steht nicht primär das Krankheitsbild mit seiner Diagnose und Therapie im Vordergrund pflegerischen Handelns. Vielmehr spielt die Unterstützung der von Krankheit betroffenen Pflegebedürftigen und ihrer Bezugspersonen in ihrem Erleben und in ihrem Bewältigen der vielfältigen Auswirkungen von Krankheit auf die alltäglichen physischen, psychischen, soziokulturellen und spirituellen Lebensaktivitäten eine wichtige Rolle. Innerhalb der Unterstützungsleistungen wird dabei von der Profession selbst und vom Gesetzgeber gefordert, in die Entscheidung für oder gegen eine Pflegemaßnahme nicht nur die lebensweltlichen Aspekte der pflegerisch Betreuten mit einzubeziehen, sondern auch alters- und geschlechtsbezogene Aspekte unter Beachtung aktueller pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse und ethischer Richtlinien zu beachten.

Diese "Neuorientierung" begründet sich durch einen Wandel des zunehmend multimorbiden und älter werdenden Patientenklientels, bei dem heutzutage quasi keine Kontraindikation mehr zur Nierenersatztherapie besteht, sowie in Veränderungen technischer, organisatorischer, medizinischer, sozialer, psychologischer und ökonomischer Bereiche mit zusätzlichen Aufgabengebieten für die Pflege [ 2 ]. In diesem Kontext werden dann Fachkompetenzen benötigt, die über das nephrologische Krankheitsbild und deren alleinige technische Versorgung weit hinausgehen. Als Beispiel seien hier spezielle Kompetenzen, wie das Wissen um Begleit- und Folgeerkrankungen, Kompetenzen zum situationsspezifischen Erkennen und Eingreifen in Gefahrensituationen zur Vermeidung von Komplikationen, zur präventiven Patientenschulung und zur Steuerungsverantwortung institutionsspezifischer Prozesse genannt [ 3 ].

Erweiterte Aufgaben innerhalb der Berufspraxis machen jedoch nicht nur eine Anpassung der beruflichen Qualifikation notwendig, wie sie kürzlich in den Kompetenzen nephrologischer Fachpflege beschrieben wurde [ 4 ]. Sie machen auch eine gemeinsam akzeptierte Fachsprache erforderlich, um insbesondere den Gegenstand und das Wesen nephrologischer Fachpflege nachvollziehbar darstellen zu können.

 
  • Literatur

  • 1 Abt-Zegelin A, Schnell MW. Sprache und Pflege. Bern: Huber; 2. Aufl. 2005
  • 2 Reichardt M. Professionelle nephrologische Pflege: Wie ist die Situation in Deutschland?. Dialyse aktuell 2012; 4: 218-223
  • 3 Bundschu M, Fernsebner T. Bundesarbeitsgemeinschaft Nephrologische Pflege (BANP): Position zur Personalsituation und -diskussion in Dialyseeinrichtungen. Dialyse aktuell 2012; 5: 272-273
  • 4 Fernsebner T, Bundschu M, Küntzle W, Reichardt M, Schlieben S. Nephrologische Fachweiterbildung: Kompetenzbasierter Rahmenlehrplan. Dialyse aktuell 2012; 5 (Sonderdruck BANP): 3-15
  • 5 Thomas N, Küntzle W, McCann M. The European Core Curriculum for a Post-Basic Course in Nephrology Nursing. Luzern: EDTNA/ERCA; 2004. 2nd ed. 11-29
  • 6 Gomez NJ ed. Nephrology nursing scope and standards of practice. American Nephrology Nurses’ Association; 2011. 7th ed.
  • 7 ANA – American Nurses Association. What is nursing?. Im Internet: http://www.nursingworld.org/EspeciallyForYou/What-is-Nursing Stand: 08.06.2012
  • 8 DBfK – Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe. Definition der Pflege: International Council of Nurses ICN. Im Internet: http://www.dbfk.de/download/download/ICN-Definition%20der%20Pflege%20-%20ICN%20deutsch%20DBfK.pdf Stand: 10.06.2012
  • 9 Küntzle W. Einleitung und Kommentar zu den Tätigkeitsmerkmalen. In: EDTNA/ERCA Deutscher Zweig, Hrsg. Strukturen nephrologischer Pflege: Hintergründe zur Organisationsentwicklung. Stuttgart: de&ha innovativ GmbH; 2003: 27-29
  • 10 Bundschu M, Fernsebner T. Bundesarbeitsgemeinschaft Nephrologische Pflege (BANP): Gründung am 2. April 2012. Dialyse aktuell 2012; 4: 210
  • 11 Roßbruch R. Zur Problematik der Delegation ärztlicher Tätigkeiten an das Pflegefachpersonal auf Allgemeinstationen unter besonderer Berücksichtigung zivilrechtlicher, arbeitsrechtlicher und versicherungsrechtlicher Aspekte: 2. Teil. Pflege Recht 2003; 4: 139-149
  • 12 Spichiger E, Kesselring A, Spirig R et al. Professionelle Pflege: Entwicklung und Inhalte einer Definition. Pflege 2006; 19: 45-51
  • 13 Clark J ed. Naming Nursing. Bern: Huber; 2003