JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2012; 1(2): 49
DOI: 10.1055/s-0032-1322556
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

Karin Jäckle
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Publication Date:
25 July 2012 (online)

„Nicht wie ich das Kind bewege, sondern wie ich mich bewege ist das Geheimnis“

Lieber Leserinnen und Leser der JuKiP,

brauchen Sie auch manchmal eine neue Brille? Beruflich habe ich 1995 eine neue Brille bekommen. Damit konnte ich plötzlich nicht nur besser sehen, sondern auch ganz andere Dinge wahrnehmen. Nach vielen Berufsjahren als Fachkinderkrankenschwester auf einer neonatologischen Intensivstation hatte ich erstmals Kontakt mit Kinästhetik. „Bewegung wahrnehmen mit allen Sinnen“, das ist die wörtliche Bedeutung von Kinästhetik. Alles was Menschen tun und alle Funktionen sind gestaltet und unterstützt durch Bewegung. Unsere Bewegungsmöglichkeit macht uns fähig etwas zu tun, geschickt zu sein, kräftig anzupacken oder liebevoll zu berühren. Seit ich mit dieser Bewegungswahrnehmungs-Brille unterwegs bin bemerke ich täglich, dass kleinste Veränderungen große Auswirkungen haben können. In welche Richtung kann Gewicht bewegt werden? Wo ziehen oder drücken Kinder, wenn sie sich anstrengen? Passt die Umgebung zu dem was sie tun wollen oder sollen? Meine Kreativität, meine Ideen und mein Handlungsspielraum erweitern sich laufend.

„Du bist ein Babyflüsterer“, war die Annahme einer Kollegin, die immer wieder erstaunt war, dass sich die kleinen Kinder bei mir rasch beruhigten, zu trinken begannen und aufmerksam und zufrieden wurden. Nicht wie ich das Kind bewege, sondern wie ich mich bewege ist das Geheimnis. Kinder folgen den Bewegungen ihrer Pflegeperson. Je besser sie sich mitbewegen können, je mehr lernen sie über ihre eigenen Bewegungsmöglichkeiten. Die Interaktion miteinander bestimmt die Qualität der gemeinsamen Aktivität. Ich bin kein geheimnisvoller Babyflüsterer, ich kann benennen und erklären, was ich tue.

Kinaesthetics Infant Handling gibt uns die Werkzeuge und die „Brille“, im Umgang mit Kindern auf deren Bewegungsmöglichkeiten zu reagieren und sie so zu unterstützen, dass sie ihre eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln und lernen können.

Auch diese Ausgabe der JukiP mit all den vielen interessanten Beiträgen möchte Sie, liebe Leserinnen und Leser in Bewegung bringen und Ihnen neue Sichtweisen ermöglichen, und so dazu beitragen, dass gesunde und kranke Kinder nicht auf ihre Defizite oder Einschränkungen reduziert werden, sondern, dass wir immer Freude daran haben, mit ihnen gemeinsam ihre Möglichkeiten zu entdecken.

Bleiben Sie in Bewegung!

Ihre Karin Jäckle