Ultraschall Med 2012; 33 - A201
DOI: 10.1055/s-0032-1322650

Möglichkeiten und Grenzen der kontrastmittelgestützten Sonografie: Falsch positive und negative Befunde – Konsequenz für die interventionelle Radiologie

K Obst-Gleditsch 1, A Massmann 1, M Wirth 1, W Krämer 3, A Bücker 1, R Kubale 1, 2
  • 1Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum des Saarlandes, D Homburg
  • 2Gemeinschaftspraxis für Radiologie und Nuklearmedzin, D Pirmasens
  • 3Dialyspraxis, D Pirmasens.

kerstin.obst@gleditsch.de

Ziel:

Ziel der Analyse war es auf möglicherweise irreführende Phänomene bei der kontrastmittelgestützten Sonografie hinzuweisen und Lösungsansätze zur Vermeidung von Fehlinterpretationen zu liefern.

Patienten und Methode:

Im Zeitraum von 10/2009–4/2012 wurden 195 Ultraschallkontrastmitteluntersuchungen durchgeführt (SonoVue, Geräte: Siemens Sequioa sowie S2000). Die häufigsten Indikationen betrafen die Abklärung und Verlaufskontrollen pathologischer Veränderungen der Leber, Nieren, Milz und des Pankreas. Weitere häufige Fragestellungen waren Durchgängigkeiten vaskulärer Stents und Endolekagen bei Prothesen sowie die Verlaufskontrolle nach Radiofrequenzablation und TACE. Die Untersuchungen wurden bezüglich Durchführungs- und Diagnosequalität sowie -schwierigkeiten in Zusammenschau mit Folgeuntersuchungen gleicher oder anderer Modalität verglichen. Dabei fielen einige Untersuchungen auf, bei denen zunächst unklare Phänomene zu Interpretationsproblemen führten.

Ergebnisse:

In 178/192 Fällen war eine gute bis ausreichende Beurteilbarkeit der Organ- bzw. Tumorperfusion möglich.

In 18 Fällen fanden sich zum Teil missleitende Phänomene, die gerade in der Verlaufskontrolle nach radiologischen Interventionen zu Problemen führten. Es wurden insgesamt 5 wichtige Artefakte identifiziert:

  • Nahfeldartefakte bedingt durch eine zu hoch eingestellte Leistung

  • In Abhängigkeit von der Dauer der Beschallung imMessfeld resultierende Signalabschwächung. Bei Läsionen mit langsamem Einstrom ergibt sich ein scheinbares zentrales „Wash-out“ wie in 2 partiell thrombosierten Hämangiomen. Eine Signalabschwächung erfolgt zudem entlang der Flussrichtung eines Gefäßes beziehungsweise einer Prothese

  • Schallkopfferne Überstrahlungsartefakte

  • Artefakte durch Luft: Lufteinschlüsse im ausgeschalteten Aneurysmasack, die den Eindruck einer Reperfusion vortäuschen können

  • Artefakte durch Fremdmaterial: Prothesenmaterial sowie Lipiodol und Plastikpartikel nach Embolisation.

Im Rahmen der Analyse werden 7 Untersuchungen exemplarisch vorgestellt.

Schlussfolgerung/Summary:

Die kontrastmittelgestützte Sonografie gewinnt in Planung, Durchführung und Kontrolle nach radiologischen Interventionen zunehmend an Bedeutung. Quellen falsch positiver Befunde sind vor allem Artefakte an postinterventionellen Lufteinschlüssen, durch Gabe von Lipiodol vor der Embolisation von Lebertumoren und physikalische Effekte wie die Zerstörung der Bläschen im Nahfeld, was ein „Wash-out“ vortäuschen kann. Zur Vermeidung von Fehlinterpretationen ist es wichtig, die Artefakte bei der Ultraschallkontrastmittelanwendung zu kennen. In diesem Zusammenhang wird für einige Fragestellungen zur Erleichterung der Interpretation folgendes empfohlen:

  • Bei iatrogenem Fremdmaterial und zu erwartenden Lufteinschlüssen empfiehlt sich eine vorausgehende native Untersuchung des betreffenden Gebietes.

  • Es ist sinnvoll, eine Läsion unmittelbar vor der Therapie zu kontrollieren.

  • Eine zu frühe posttherapeutische Kontrolle einer Läsion ist aufgrund der reaktiven Veränderungen des Umgebungsgewebes nicht sinnvoll.