Ultraschall Med 2012; 33 - A713
DOI: 10.1055/s-0032-1322706

Fetale Verlustrate bei Mehrlingsschwangerschaften nach Amniozentese und Chorionzottenbiopsie

C Enzensberger 1, J Degenhardt 1, A Kawecki 1, J Weichert 2, U Gembruch 3, U Germer 4, M Krapp 5, R Axt-Fliedner 1
  • 1Frauenklinik, Abteilung für Pränatalmedizin, Universitätsklinikum Gießen
  • 2Universitätsfrauenklinik Lübeck
  • 3Abteilung für Pränatalmedizin, Universitätsklinikum Bonn
  • 4Caritas St. Josefs Klinik, Universitätsklinikum Regensburg
  • 5amedes, Hamburg

cenzensberger@googlemail.com

Ziel:

Bestimmung der totalen und der Eingriff-bedingten fetalen Verlustrate nach Amniozentese (AC) und Chorionzottenbiopsie (CVS) sowie assoziierter Risikofaktoren bei Mehrlingsschwangerschaften.

Patienten und Methode:

Retrospektive Analyse aller Mehrlingsschwangerschaften, die eine invasive Diagnostik in den beiden Tertiärzentren Lübeck und Gießen zwischen Januar 1993 und Dezember 2010 erhielten. Schwangerschaftsverlust innerhalb von zweiWochen nach invasiver Diagnostik wurde als Eingriff-bedingt definiert.

Ergebnisse:

Die Analyse umfasste 296 Mehrlingsschwangerschaften mit 653 Feten, nach Ausschluss von 50 Schwangerschaften mit abnormalem Karyotyp, fetalen Fehlbildungen und Mehrfachpunktionen wurden 246 untersucht, welche sich auf 196 Zwillings-, 44 Drillings- und 2 Vierlingsschwangerschaften verteilten.

Insgesamt wurden 168 Amniozentesen und 77 Chorionzottenbiopsien durchgeführt. Die totale fetale Verlustrate lag bei 9,3%. Die Eingriff-bedingte fetale Verlustrate betrug 4,1%, 2,4% für AC und 7,7% für CVS. Zur Signifikanzauswertung wurde logistische Regression verwendet um den Einflussfaktor der Abhängigkeit zwischen Mehrlingen Rechnung zu tragen, hierbei zeigte sich keine Signifikanz (p=0,089) zwischen beiden Verfahren.

Schlussfolgerung:

Die Eingriff-bedingte fetale Verlustrate ist mit 4,1% vergleichbar mit in der Literatur angegebenen Verlustraten. Die unterschiedlichen Schwangerschaftsalter zum Zeitpunkt der Eingriffe können zum Teil die Unterschiede zwischen den Verfahren klären. Die gegenüber Einlingsgraviditäten erhöhte fetale Verlustrate bei Mehrlingsschangerschaften muss im Rahmen des elterlichen Aufklärungsgespräches thematisiert werden.