Ultraschall Med 2012; 33 - A719
DOI: 10.1055/s-0032-1322712

Präpartale sonographische Darmparameter und postnatale enterale Komplikationen bei fetaler Gastroschisis

F Heller 1, AK Reiss 1, A Geipel 4, C Berg 4, F Voigt 1, J Engel 1, U Dammer 1, F Faschingbauer 1, R Carbon 2, M Schroth 3, MW Beckmann 1 TW Goecke 1,
  • 1Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen
  • 2Abteilung für Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Erlangen
  • 3Kinder- und Jugendklinik, Universitätsklinikum Erlangen
  • 4Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Universitätsklinikum Bonn

franz.heller@uk-erlangen.de

Ziel:

Das Ziel der Studie war die präpartalen sonographischen Darmparameter bei der fetalen Gastroschisis zu evaluieren und diese mit den postpartalen Darmkomplikationen zu vergleichen.

Patienten und Methode:

Die Ultraschallbefunde von 53 Feten mit Gastroschisis an den Universitätsfrauenkliniken Bonn und Erlangen mit vollständigem prä- und postpartalem Verlauf wurden retrospektiv ausgewertet (2003–2010). Analysiert wurden der maximale extraabdominale Darmdurchmesser und das Darmlumen. Die präpartal erhobenen Daten wurden mit den postpartalen Befunden verglichen. Dabei wurden die postoperativen Komplikationen organspezifisch in enteral (Dünndarmatresie, Darmperforation, Darmnekrose, Darmresektion, Enteritis, Mikrocolon, Malrotation, nekrotisierende Enterokolitis), hepatisch (Hepathopathie, Ikterus) und infektiös (Sepsis, Peritonitis) unterteilt.

Ergebnisse:

In 20 (38%) Fällen musste unabhängig von der fetalen Darmsituation aufgrund vorzeitiger Wehen, pathologischer Kardiotokogramme oder einer pathologischen fetalen Perfusion die Schwangerschaft vorzeitig beendet werden. Ausschließlich suspekte Sonografieparameter wie zunehmende Darmdilatation oder Darmwandverdickung waren in 5 (9%) Fällen die Indikation zur vorzeitigen Schnittentbindung. 9 (17%) Feten wurden vor 34+0 SSW entbunden und 6 (11%) Feten erreichten unter regelmäßiger sonographischer Kontrolle einen Entbindungstermin nach 37+0 Schwangerschaftswochen. 29 (55%) Neonaten hatten einen unauffälligen postoperativen Verlauf. 24 (45%) Neugeborene hatten enterale Komplikationen. Der durchschnittliche Darmdurchmesser von 22,6mm in der Gruppe der Neonaten mit Komlikationen war um 38% signifikant (p<0,05)höher als in der Gruppe ohne Komplikationen mit 16,4mm. Betrachtet man nur das Darmlumen ist der Unterschied mit 44% noch deutlicher. Bedingt durch das methodische Problem der exakten Darmwanddickenmessung ist der Unterschied bei der Darmwanddicke nur 12% zwischen den beiden Gruppen. 1,9mm bei den Neonaten ohne und 2,2mm mit Komplikationen. Von den 24 Neugeborenen mit enteralen Komplikationen hatten 12 zusätzlich eine Infektion und 3 hepatische Pathologien. Bei 5 (21%) war die Schwangerschaftsdauer weniger als 34+0 SSW und eine dieser Frühgeburten war ein IUGR. Bei den restlichen 19 Feten zeigte sich in 4 (21%) Fällen eine intrauterine Wachstumsretardierung. Die geringste Komplikationsrate hatte die Gruppe der elektiv Entbundenen mit 33%, die höchste Komplikationsrate zeigte sich in der Gruppe mit sonographischen Darmauffälligkeiten als Sektioindikation mit 80%.

Schlussfolgerungen:

Bei der Beurteilung des Darmes bei der fetalen Gastroschisis sollten der Darmduchmesser oder das Darmlumen verwendet werden. Insbesondere Feten mit einem extraabdominalen Darmdurchmesser von >20mm haben eine signifikant höhere postpartale Komplikationsrate. Genaue Grenzwerte konnten nicht definiert werden. Dabei ist zu beachten, dass mehr als ein Drittel aller Feten aufgrund anderer präpartaler Probleme vorzeitig entbunden werden müssen.