Ultraschall Med 2012; 33 - A721
DOI: 10.1055/s-0032-1322714

Amnionruptur bei monochorialer diamnioter Geminigravidiät

D Schlembach 1, 2, S Neukamm 3, N von Hahn 3, T Vales 3, P Hantschmann 3
  • 1Universitätsfrauenklinik, Abt. für Geburtshilfe, D Jena
  • 2Pränatalmedizin München, D München
  • 3Abt. für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kreisklinik Altötting, D Altötting

dietmar.schlembach@med.uni-jena.de

Die perinatale Morbidität und Mortalität ist beiMehrlingsschwangerschaften erhöht. Monochoriale (MC) Gemini weisen eine zwei- bzw. vierfach höhere perinatale Mortalitätsrate als dichoriote Gemini bzw. Einlinge auf. Monoamniote Mehrlingsschwangerschaften tragen hierbei das höchste perinatale Risiko.

Die Diagnose „Pseudomonoamniote Gemini“ wird gestellt, wenn bei einer MC-Geminigravidität beifrüher darstellbarer Amnionmembran diese Membran bei mindestens zwei Untersuchungen nicht mehr dargestellt werden kann. Die Ruptur einer Amnionmembran kann spontan oder iatrogen erfolgen.

Wir berichten einen Fall einer Pseudoamnioten Geminigravidität: Bei einer 21-jährigen I. Gravida wurde im Zweittrimesterscreening die Diagnose einer MC/DA Geminigravidität gestellt. Eine Amnionmembran war eindeutig nachweisbar. Nach zunächst unauffälligem Verlauf erfolgte in der 30+6 SSW die stationäre Aufnahme der Schwangeren aufgrund vorzeitiger Wehentätigkeit. Bei Aufnahme zeigte sich eine zeitgerecht entwickelte MC/DA Geminigravidität ohne Auffälligkeiten. Nach Tokolyse und Lungenreifeinduktion gestaltete sich der weitere stationäre Verlauf unauffällig. In der 33+4 SSW meldete sich die Patientin aufgrund fehlender Kindsbewegungen. Im CTG kein Nachweis kindlicher Herztöne, sonographisch musste der intrauterine Fruchttod beider Geminifestgestellt werden. Es erfolgte die Geburtseinleitung mittels Prostaglandin E2-Vaginaltablette mit Spontanpartus zweier männlicher toter Frühgeborener in der 33+5 SSW mit mehrfachen Nabelschnurverknotungen. Die Inspektion von Plazenta und Eihäuten ergab den dringenden Verdacht auf eine Amnionruptur bei nachweislich zwei Amnionmembranen.

Schlussfolgerung/Summary:

Eine pränatale Ruptur der trennenden Amnionmembran ist nach Literaturberichten häufiger als angenommen. Die Darstellung einer Amnionmembran bei Geminigravidität schließt die spätere Entwicklung einer monoamnioten Situation (mit den assoziierten Risiken hinsichtlich perinataler Morbidität und Mortalität v.a. durch Nabelschnurumschlingungen und -knoten) nicht aus. Regelmäßige engmaschige Untersuchungen zur Darstellung der Amnionverhältnisse können ggf. die Entwicklung einer solchen Situation antizipieren.