Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - A18
DOI: 10.1055/s-0032-1322908

Die psychosoziale Situation pflegender Angehöriger von Palliativpatienten

H Götze 1, N Köhler 1, L Gansera 1, N Polze 2, E Brähler 1
  • 1Universität Leipzig, Abteilung Medizinische Psychologie/Medizinische Soziologie, Leipzig, Germany
  • 2Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Palliativstation, Leipzig, Germany

Einleitung: Angehörige, die einen Krebspatienten in der palliativen Situation zu Hause versorgen, sind sowohl körperlich als auch psychisch stark belastet. Über das Ausmaß der Belastungen und die Lebensqualität existieren jedoch nur wenige Studien. Auch ist weitgehend unbekannt, in welchen Bereichen die Angehörigen besonders beeinträchtigt sind.

Methoden: Die Befragung der pflegenden Angehörigen fand im Rahmen des von der Deutschen Krebshilfe e.V. geförderten Forschungsprojektes „Psychosoziale Belastung und Lebensqualität von häuslich versorgten Palliativpatienten und deren pflegenden Angehörigen“ statt. Zu Beginn der häuslichen Versorgung wurden Daten zur psychischen Belastung (HADS), zur Lebensqualität (SF-8), zur sozialen Unterstützung (OSS) sowie zur Inanspruchnahme psychosozialer Hilfsangebote (HOPE) erhoben.

Ergebnisse: Zum jetzigen Zeitpunkt lagen Daten zu 66 pflegenden Angehörigen von Krebspatienten in der palliativen Situation vor, die Datenerhebung ist noch nicht abgeschlossen. Bei etwa 3 von 4 Angehörigen handelte es sich um den Partner bzw. die Partnerin des Palliativpatienten, im Mittel waren die Befragten. 65 Jahre alt und 2/3 waren weiblich. Bei etwa jedem dritten pflegenden Angehörigen lagen die Werte für Depressivität bzw. Ängstlichkeit im klinisch auffälligen Bereich, wobei vor allem die Partnerinnen hohe Belastungswerte angaben. Hinsichtlich der Lebensqualität zeigten sich vor allem Einschränkungen in den Skalen „emotionale Rollenfunktion“ und „psychisches Wohlbefinden“. Die Angehörigen fühlten sich überwiegend gut sozial unterstützt (31% starke soziale Unterstützung, 49% mittlere soziale Unterstützung).

Schlussfolgerung: Trotz guter sozialer Einbindung sind pflegende Angehörige von Palliativpatienten vor allem im seelischen Bereich hoch belastet, wobei die pflegenden Partnerinnen eine besondere Risikogruppe darstellen.