Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A10
DOI: 10.1055/s-0032-1323173

Antibiotikaeinsatz in Deutschland im regionalen Vergleich

J Augustin 1, S Mangiapane 1, W Kern 2, D Graf von Stillfried 1
  • 1Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Berlin
  • 2Infektiolgie Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg

Hintergrund: Antibiotika gehören zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln. Ihr breiter Einsatz wird inzwischen kritisch beurteilt, da die zunehmende Resistenzentwicklung mit der häufigen Verabreichung in Verbindung gebracht wird. Ziel dieser noch laufenden Untersuchung ist es, den Antibiotikaeinsatz in Deutschland unter regionalen Gesichtspunkten zu betrachten. Methoden: Datengrundlage der Untersuchung sind bundesweite, patientenbezogene Apothekenabrechnungsdaten gemäß §300 Abs. 2 SGB V des Jahres 2010. Auf Basis der Wirkstoffe (7-stellige Klassifizierung nach dem anatomisch-therapeutisch-chemischen Klassifikationssystem, ATC) wurden 10 Wirkstoffgruppen gebildet, auf Grundlage derer unter anderem das Verordnungsvolumen (Tagesdosen in DDD) nach Alter, Facharztgruppen und Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) analysiert wurde. Ergebnisse: Insgesamt erhielten 39,4% aller Arzneimittelpatienten eine Antibiotikaverordnung. Der wesentliche Anteil der Antibiotikaverordnungen entfällt mit 53,7% auf Allgemeinmediziner/Hausärzte. Gemessen am Verordnungsvolumen (DDD) nimmt die Gruppe der Basispenicilline mit 26,9% (97,9 Mio. DDD) den ersten Rang innerhalb der Indikationsgruppen ein. Je nach Antibiotikagruppe besteht eine deutliche Altersabhängigkeit der Verordnungshäufigkeit. Basispenicilline und Cephalosporine werden in der Altersgruppe unter 15 Jahren besonders oft verordnet. Unter regionalen Gesichtspunkten zeigt sich ein Ost-West Unterschied im Verordnungsvolumen und im Bereich der zum Einsatz kommenden Wirkstoffgruppen. Weitere Ergebnisse werden dargestellt. Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass hinsichtlich des Alters, der Facharztgruppen sowie unter regionalen Aspekten Unterschiede in Verordnungshäufigkeit und Verordnungsvolumen bestehen. Weitere Analysen sind notwendig, um insbesondere die regionalen Unterschiede im Verordnungsvolumen zwischen Ost- und Westdeutschland erklären zu können.