Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A18
DOI: 10.1055/s-0032-1323181

Theorien in der Versorgungsforschung

W Baumann 1, H Pfaff 2
  • 1Wissenschaftliches Institut der niedergelassenen Hämatologen und Onkologen GmbH (WINHO), Köln
  • 2Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Humanwissenschaftlichen Fakultät und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln (IMVR), Köln

Versorgungsforschung definiert sich über Fragestellungen und Gegenstandsbereiche. Einer speziellen Forschungsmethodik der Versorgungsforschung bedarf es nicht. Versorgungsforschung greift auf Theorien und Methoden ihrer Diszplinen (Medizin, Sozialwissenschaften, Pflegewissenschaften, Psychologie, Pharmazie, Ökonomie u.a.) zurück. Das DNVF hat einige Initiativen gestartet, um sich ihres Themen- und Methodenarsenals zu vergewissern. Theorie und theoretische Ansätzen sind dabei unterbelichtet. Theorien sollen Forschungsgegenstände beschreiben, Zusammenhänge erklären, Erkenntnisse verallgemeinern, Prognosen ermöglichen und weitere Forschung leiten. In Theorien werden Wissensbestände aufbewahrt, tradiert und für eine Weiterentwicklung und Überprüfung bereitgehalten. Für die Fundierung der Versorgungsforschung ist es unverzichtbar, den „Theoriebaukasten“ zu inspizieren. In einer qualitativ anspruchsvollen Methodologie haben theoretische Ansätze und Modelle einen Stellenwert. Es ist zu fragen, ob es neben der in Fachdisziplinen verankerten Grundlagenforschung einer eigenständigen Aufhebung in der Versorgungsforschung bedarf. Versorgungsforscher nehmen Bezug auf die methodischen und theoretischen Bestände ihrer wissenschaftlichen „Heimat“. Es ist ein Gebot der Transparenz, dass sie über ihre wissenschaftlichen Herangehensweisen und Perspektiven Rechenschaft ablegen und nach Folgewirkungen von Annahmen und Bezugssystemen fragen. Im Workshop geht es um Anstöße, um die Theorie-Arbeit in der Versorgungsforschung zu vertiefen. Fragen an die Referenten: (a) Wie können theoretische Ansätze in die Versorgungsforschung integriert werden? (b) Welche Basistheorien sind für die Versorgungsforschung von Bedeutung? Prof. H.H. Raspe befragt dazu die klinisch orientierte Sozialmedizin und Prof. O. v.d. Knesebeck die Medizinische Soziologie. Prof. E. Farin-Glattacker präsentiert den Blickwinkel der medizinischen Psychologie und PD S. Stock die Sichtweisen der Gesundheitsökonomie.