Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A49
DOI: 10.1055/s-0032-1323212

Reha-Nachsorge – one size fits all? – Analyse von Rehabilitanden, die nicht von der Reha-Nachsorge profitieren

R Deck 1, S Schramm 1, A Hüppe 1
  • 1Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck / UKSH, Lübeck

Hintergrund: Das Nachsorgekonzept „Neues Credo“ wurde in einer kontrollierten Längsschnittstudie evaluiert. Rehabilitanden der Interventionsgruppe (IG) konnten Reha-Inhalte und -Ziele im Jahr nach der Reha signifikant besser im Alltag umsetzen und erreichten signifikant bessere Langzeiteffekte [1]. Es gibt aber auch Rehabilitanden, die vom „Neuen Credo“ nicht profitierten („Credo-Nonresponder“, C-N). Im Rahmen von Sekundäranalysen wurde daher der Frage nach Fehl-, Über- und Unterversorgung nachgegangen. Methode: In einer prospektiven kontrollierten Längsschnittstudie mit drei Meßzeitpunkten (Reha-Beginn, Reha-Ende, nach 12 Monaten) wurde das „Neue Credo“ evaluiert. Je drei orthopädische Reha-Kliniken für IG (N=166) und Kontrolle (KG, N=368) beteiligten sich, die KG führten eine Standard-Reha durch. C-N mit Blick auf das „Neue Credo“ wurden durch das Fehlen von selbst geringen Effekten (SRM<0,03) in wenigstens einem der Hauptzielkriterien (FFbH-R, IMET) definiert. Ergebnisse61 Rehabilitanden der IG (37%), haben nicht vom „Neuen Credo“ profitiert. Es lassen sich zwei Untergruppen identifizieren: 1) Rehabilitanden, die eine minimale Differenz aufgrund positiver Ausgangslagen nicht erreichen („scheinbare“ C-N) und 2) Rehabilitanden, die vom neuen Credo nicht ausreichend profitieren („wahre“ C-N). Die beiden Gruppen der C-N unterscheiden sich systematisch von den Rehabilitanden der IG, die profitiert haben. Die „scheinbaren“ C-N liegen bei allen Parametern deutlich über der IG-Stichprobe, die „wahren“ C-N erreichen die Reha mit ungünstigeren Ausgangswerten, verbessern sich analog zur IG-Stichprobe, aber in geringerem Ausmaß. Schlussfolgerungen: Nachsorge-Angebote sollten dem individuellen Bedarf angepasst werden. Rehabilitanden, die mit relativ gutem Gesundheitszustand die Reha antreten, scheinen von einer intensiven Nachsorge keinen zusätzlichen Nutzen zu ziehen, während Rehabilitanden mit extremen Belastungen offenbar ein Mehr an Nachsorge benötigen.

Literatur: Deck R, Schramm S, Hüppe A: Begleitete Eigeninitiative nach der Reha („Neues Credo“) – ein Erfolgsmodell? Rehabilitation 2012, eFirst