Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A60
DOI: 10.1055/s-0032-1323223

Pilotstudie zur Optimierung der Schnittstelle aus der sekundären in die primäre Krankenversorgung zur Reduktion von Polypharmazie (POLITE)

E Drewelow 1, A Manhart 2, H Geerdes-Fenge 3, B Drewelow 4, A Altiner 1, E Reisinger 3
  • 1Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Rostock, Rostock
  • 2Apotheke der Universitätsmedizin Rostock, Rostock
  • 3Abteilung für Infektiologie und Tropenmedizin Zentrum für Innere Medizin, Universitätsmedizin Rostock, Rostock
  • 4Institut für Klinische Pharmakologie, Zentrum für Pharmakologie und Toxikologie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock

Einleitung: Polypharmazie führt zu Neben-/ Wechselwirkungen, vermindert patientenseitige Adhärenz und verursacht hohe, vermeidbare Kosten. Im Zuge des prognostizierten Anstiegs von Lebenserwartung und von Multimorbidität wird dieses Problem immer drängender.

Studienfrage: Die Pilotstudie untersucht Machbarkeit und Akzeptanz einer komplexen Intervention unter Nutzung der Schnittstelle Krankenhaus-Hausarzt, mit dem Ziel die Zahl verschriebener Dauermedikamente von Menschen mit chronischen Erkrankungen effektiv zu reduzieren.

Methoden: Zur Überprüfung der patientenzentrierten Intervention werden auf einer internistischen Station (Universitätsmedizin Rostock) Patienten mit folgenden Einschlusskriterien rekrutiert: ≤65 Jahre; 5+ rezeptpflichtige Dauermedikamente. Die speziell in der Gesprächsführung geschulte Apothekerin führt mit den Patienten ein Medikamentenreview. Unter Berücksichtigung evidenzbasierter Medikationsempfehlungen und ermittelter Präferenzen der Patienten wird eine "Streichliste" erstellt und mit dem Hausarzt besprochen. Besteht zwischen Patient, verantwortlichem Stationsarzt und Hausarzt Konsens, erfolgt die Absetzungder entsprechenden Medikamente unter stationären Bedingungen. Dokumentiert werden: Medikamente, Lebensqualität, Empowerment (bei Krankenhausaufnahme, -entlassung, 6 Monate nach Entlassung).

Ergebnisse: In der laufenden Pilotierung zeigt sich eine hohe Akzeptanz bei Patienten, Klinik- und Hausärzten hinsichtlich des patientenzentrierten Medikamentenreviews. Es ist schwieriger als erwartet, die nötige Patientenzahl zu erreichen: Die durchschnittliche Patientenliegezeit reicht oft nicht aus und die Kommunikationsstruktur auf Station musste erst etabliert werden.

Schlussfolgerungen: Werden Akzeptanz und Machbarkeit der Intervention als positiv bewertet, können die gewonnenen Erkenntnisse in einen RCT einfließen. Erweist sich dieser Ansatz als erfolgversprechend, könnten daraus für Klinik- und Hausärzte Handlungsempfehlungen abgeleitet werden.