Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A61
DOI: 10.1055/s-0032-1323224

Regionale Unterschiede bei vermeidbaren Aufnahmen ins Krankenhaus – Untersuchung von Hypertonie und Herzinsuffizienz

S Drösler 1, S Knorr 1, L van de Sand 1, M Weyermann 1
  • 1Hochschule Niederrhein, Fachbereich Gesundheitswesen, Krefeld

Hintergrund: Im Rahmen des OECD Health Care Quality Indicators Projektes berichten 22 Länder sogenannte Prevention Quality Indicators (PQI) zur Beurteilung der Versorgung chronischer Erkrankungen [1]. Diese wurden von der US Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ) entwickelt und beruhen auf den Hauptdiagnosen aller Krankenhausfälle bei Erwachsenen [2]. Erhöhte PQI-Raten werden als Indikator unzureichender ambulanter Versorgung diskutiert. In dieser Studie werden die PQI-Raten für Hypertonie (HTN) und Herzinsuffizienz (HF) differenziert nach den 16 Bundesländer (BL) erhoben. Im OECD-Vergleich lieferte Deutschland die dritthöchsten Aufnahmeraten für beide Erkrankungsgruppen. Methodik: Die Untersuchung erfolgt auf Basis der stationären Abrechnungsdaten nach §21 KHEntgG des Jahres 2009 mittels Datenzugriff über das Destatis-Forschungsdatenzentrum. Ergebnisse: Die Aufnahmeraten variieren für HTN zwischen 99 (Berlin) und 331 (Mecklenburg-Vorpommern) per 100.000 Einwohner (Mittelwert 211) und für HF zwischen 190 (Schleswig-Holstein) und 370 (Sachsen-Anhalt) pro 100.000 Einwohner (Mittelwert 288). In den alten BL finden sich vergleichsweise niedrigere Raten. Statistische Signifikanzen finden sich für den Bildungsstand (HTN: –0,744; HF: –0,533) und das durchschnittlich verfügbare Einkommen / Einwohner (HTN: –0,566; HF –0,659), jedoch nicht für Arbeitslosenraten. Prävalenzen aus dem GEDA-Telefonsurvey des RKI [3] zeigen auf Basis von vier Regionen Signifikanz für Männer und Frauen bei HF (0,996), bei HTN nur für Männer (0,975); Krankenhausbetten- oder Hausarztdichte zeigen keinen Zusammenhang. Diskussion: Es bleibt unklar inwieweit Variationen tatsächlich mit Qualitätsunterschieden in der ambulanten Versorgung zusammen hängen. Regionale Prävalenzen haben einen erheblichen Einfluss auf die Hospitalisierungsraten. Dass die Arztdichte keinen Zusammenhang zeigt ist vor dem Hintergrund politischer Diskussionen über ambulante regionale Unterversorgung unerwartet.

Literatur: [1] Organization of Economic Co-operation and Development OECD. Health at a Glance 2009. http://www.oecd-ilibrary.org/social-issues-migration-health/health-at-a-glance-2009_health_glance-2009-en (Abruf am 24.04.2012)

[2] Agency for Healthcare Research and Quality. Prevention Quality Indicators Resources. http://www.qualityindicators.ahrq.gov/Modules/pqi_resources.aspx (Abruf am 24.04.2012)

[3] Robert Koch Institut. GEDA 2009: Neue Daten zur Gesundheit in Deutschland. http://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Teaser-Archiv/2011/110224_Teaser-GEDA.html (Abruf am 24.04.2012)