Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A70
DOI: 10.1055/s-0032-1323233

Verlust an Quality adjusted lifeyears (QALY) nach einer PCB-Exposition von Arbeitern eines Recycling-Betriebes, deren Familienangehörigen und Beschäftigten umliegender Firmen

A Esser 1, J Lang 1, M Gube 1, T Schettgen 1, T Kraus 1
  • 1Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin am Universitätsklinikum der RWTH Aachen University, Aachen

Problemstellung: Im Mai 2010 wurde ein Transformatoren und Kondensatoren recycelnder Betrieb im Dortmunder Hafen wegen Verdachts auf Verletzung von Arbeitsschutz- und Umweltbestimmungen geschlossen. Ein Biomonitoring zeigte eine z.T. erhebliche PCB-Belastung der Arbeiter und deren Angehörigen. Im Rahmen eines medizinischen Betreuungsprogramms wurde eine Befragung zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (GLQ) durchgeführt, um die Effizienz des Programms zu evaluieren. Methoden: Die GLQ wurde mit dem EQ–5D erfasst1. Dieser erhebt mit 5 Fragen die Dimensionen Mobilität, Selbstsorge, alltägl. Tätigkeiten, Schmerz und Angst. Die Angaben von n=231 Teilnehmern wurden mit einem deutschen Referenzkollektiv2 altersabhängig verglichen. Durch Verknüpfung mit der individuellen Lebenserwartung3 konnten für jeden Probanden die verbleibenden QALY nach Exposition ermittelt werden. Die Berechnung erfolgte linear4 und auch nach dem Modell von Prieto und Sacristán5. Dieses Vorgehen umgeht das Problem der Multiplikation von ordinalem und intervallskaliertem Wert und trägt der Risikoaversion Rechnung. Beide wurden diskontiert mit r=3,5%6. Ergebnisse: In der Probandengruppe dominierten Schmerz und Angst bei den Problemnennungen des EQ–5D im Gegensatz zu Mobilität und Schmerz in der Referenzgruppe. Im multivariaten Modell der Einflussfaktoren auf die verbleibenden QALY übt PCB-Belastung einen signifikanten Einfluss aus. In der Gruppe der PCB-Belasteten Probanden verbleiben signifikant weniger QALY als in der Gruppe der unbelasteten Probanden (p>0,01). Dies gilt für die lineare, als auch komplexe, diskontierte Kalkulation der QALY. Diskussion: Die Unterschiede in der Problemnennung beim EQ–5D können auf einen healthy worker Effekt hindeuten bzw. der differenten Altersstruktur geschuldet sein. Für den GLQ-Index und den Verlust an QALY liegen keine Referenzwerte vor, so dass erst in der longitudinalen Untersuchung eine Wertung und Nutzenanalyse des Betreuungsprogramms vorgenommen werden kann.

Literatur: 1. The EuroQol Group. EuroQol-a new facility for the measurement of health-related quality of life. Health Policy 1990 - 16(3): 199-208.

2. König H.H., Bernert S., Angermeyer M.C. Health Status of the German Population: Results of a Representative Survey Using the EuroQol Questionnaire. Gesundheitswesen 67 – 2005: 173 – 182

3. Statistisches Bundesamt Wiesbaden. Abgekürzte Sterbetafel: Deutschland, Jahre, Geschlecht, Vollendetes Alter 2010.

4. Whitehead S.J., Ali S. Helath outcomes in economic evaluation: the QALY and utilities. British Medical Bulletin 96 – 2010: 5 - 21

5. Prieto L., Sacristán J.A. Problems and solutions in calculationg qality-adjusted life years (QALY). Health and Quality of Life Outcomes 1 – 2003: 80 - 88

6. Sassi F.. Calculating QALYs, comparing QALY and DALY calculation. Health Policy and Planing 21 – 2005: 402 – 408