Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A89
DOI: 10.1055/s-0032-1323252

Reha-Fallbegleitung bei Alkohol- und Drogenabhängigen mit erwerbsbezogenen Problemen – ein Ansatz zur Vernetzung

M Glattacker 1, B Kainz 1, J Hauer 1, A Schröder 2, S Hoffmann 3, B Kulick 3
  • 1Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg
  • 2Universität Koblenz Landau, Landau
  • 3Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, Speyer

Hintergrund: Vor dem Hintergrund verschiedener Probleme in der Suchtrehabilitation [1–4] ist es das Ziel des von der Deutschen Rentenversicherung Rheinland-Pfalz entwickelten Modellprojekts „Reha-Fallbegleitung“ (RFB), die Nachhaltigkeit der Rehabilitation bzgl. Abstinenz und beruflicher Integration sowie das Schnittstellenmanagement zu verbessern. Zielgruppe ist eine Hochrisikogruppe von Reha-Wiederholern bzw. Nichtantretern mit arbeitsplatzbezogenen Problemen. Diesen steht von der Antragsbewilligung bis ½ Jahr nach Reha-Ende ein Fallbegleiter zur Seite. Die RFB wurde an 15 Kliniken implementiert und evaluiert. Der Beitrag berichtet Ergebnisse bzgl. des Schnittstellenmanagements.

Methoden: Die Evaluation erfolgte im Prä-Post-Design mit fünf Messzeitpunkten [5]. Das Schnittstellenmanagement wurde über den Zugang zur RFB und zur Rehabilitation und die Umsetzung von Vernetzungsprozessen während der RFB operationalisiert.

Ergebnisse: Von N=463 eligiblen Versicherten nahmen 67% an der RFB und davon 73% an deren Evaluation teil. Die Teilnahme an der RFB spiegelte sich in einer hohen Antritts- (93%) und Beendigungsquote der Rehabilitation (74%) wider. Auch Reha-Abbrecher wurden durch die RFB im Hilfesystem gehalten (zu 35%). Während der RFB fanden zahlreiche Kontakte mit Netzwerkpartnern (z.B. Beratungsstellen, Familienangehörigen, Justizbehörden, Arbeitsagentur) statt. 79% der Teilnehmer, die die RFB planmäßig beendigt haben, wurden in mindestens eine Einrichtung des Hilfesystems vermittelt, am häufigsten in eine Beratungsstelle, Selbsthilfegruppe oder zur Arbeitsagentur.

Schlussfolgerung: Die intendierte Zielgruppe wurde erreicht. Die RFB hat sich als geeignete Maßnahme des Schnittstellenmanagements erwiesen. Im Vorfeld der Rehabilitation konnte die Nahtlosigkeit gesichert werden, und die poststationäre Anbindung an das Hilfesystem ist in dieser hochbelasteten Zielgruppe als positiv zu werten. Im Vortrag werden die Resultate in vorliegende Empirie eingebettet.

Literatur: [1] Fischer, M., Missel, P., Nowak, M., Busche, W., Schiller, A., & Schwehm, H. (2007). „Ergebnisqualität in der stationären medizinischen Rehabilitation von Drogenabhängigen (Drogenkatamnese)“ Teil II: Abstinenz und Rückfall in der Halbjahres- und Jahreskatamnese. Sucht Aktuell, (2), 37-46.

[2] Fischer, M., Missel, P., Nowak, M., Roeb-Rienas, W., Schiller, A., & Schwehm, H. (2007). „Ergebnisqualität in der stationären medizinischen Rehabilitation von Drogenabhängigen (Drogenkatamnese)“ - Teil I: Einführung in die Thematik, Untersuchungsdesign und Behandlungseffekte. Sucht Aktuell, (1), 41 - 47.

[3] Missel, P., Schneider, B., Bachmeier, R., Funke, W., Garbe, D., Herder, F., Kersting, S., u. a. (2011). Effektivität der stationären Suchtrehabilitation - FVS-Katamnese des Entlassjahrgangs 2008 von Fachkliniken für Alkohol- und Medikamentenabhängige. Sucht Aktuell, 1, (1), 15-26.

[4] Kulick, B. (2009). Innovative Elemente der Entwöhnungsbehandlung. Sucht Aktuell, (2), 5-11.

[5] Kainz, B., Schröder, A., Glattacker, M., Wenzel, D., Hoffmann, S., Kulick, B. & Jäckel, W. H. (2011). Inanspruchnahme und Akzeptanz des Modells „Reha-Fallbegleitung bei Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängigen mit erwerbsbezogenen Problemen“. Sucht Aktuell, 2, 40-46.