Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A104
DOI: 10.1055/s-0032-1323267

Gewalt gegen ältere, pflegebedürftige Menschen – Herausforderungen bei der Versorgung

A Grundel 1, K Liepe 1
  • 1Hochschule Fulda, Fachbereich Pflege und Gesundheit, Fulda

Ältere, pflegebedürftige Menschen haben laut der WHO ein erhöhtes Risiko, Gewalt in der häuslichen Umgebung zu erfahren (Sethi et al. 2011). Die Mehrheit der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird zu Hause gepflegt (Pfaff 2011). Sofern eine Pflegebedürftigkeit nach SGB XI vorliegt, hat das ambulante Pflegepersonal Zugang in den häuslichen Bereich, um Beratungsgespräche zu führen bzw. Sachleistungen zu erbringen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste sowie Pflegeberaterinnen/-berater könnten daher prinzipiell Gewalt erkennen, dokumentieren und notwendige Maßnahmen initiieren. Ziel des Projektes Safer Care der Hochschule Fulda, unter der Leitung von Prof. Dr. Beate Blättner, ist es u.a., Versorgungsdefizite von gewaltbetroffenen älteren Menschen zu identifizieren und notwendige strukturelle Veränderungen zur Verbesserung ihrer Versorgung aufzuzeigen. Zum einen spielt die Qualifikation von Pflegekräften, Pflegeberater/-innen und anderen Berufsgruppen die mit älteren, pflegebedürftigen Menschen arbeiten eine Rolle, zum anderen auch die Frage nach Institutionen, die das Erkennen, Dokumentieren und Intervenieren von bzw. bei Gewalterfahrungen fördern und fordern könnten. Hierfür werden konkret nationale und internationale Handlungshilfen für Pflegekräfte recherchiert, aufgearbeitet und gemeinsam mit Pflegeexpertinnen/-experten auf Übertragbarkeit in die Praxis hin überprüft. Ergänzend werden die vorhandenen Versorgungsstrukturen in Deutschland durch Experteninterviews mit Vertretern von Pflegekassen, dem MDK, Sozialdiensten und Pflegestützpunkten analysiert. Aus den Erkenntnissen sollen Empfehlungen zu einer besseren Versorgung gewaltbetroffener Pflegebedürftiger generiert und veröffentlicht werden. Bei dem 11. Deutschen Kongress für Versorgungsforschung und 4. Nationalen Präventionskongress könnten das Projekt und erste Ergebnisse in Bezug auf die Versorgungsforschung vorgestellt werden.

Literatur: Krug, E G/ Dahlberg, L L/ Mercy, J A/ Zwi, A B/ Lozano, R (2002): World report on violence and health. World Health Organization. Genf.

Pfaff, H (2011): Pflegestatistik 2009. Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung Deutschlandergebnisse. Statistisches Bundesamt (Hrsg.). Wiesbaden.

Sethi, D/ Wood, S/ Mitis, F/ Bellis, M/ Penhale, B/ Iborra Marmolejo, I/ Lowenstein, A/ Manthorpe, G/ Ulvestad Kärki, F (2011): European report on preventing elder maltreatment. World Health Organization. Genf.