Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A113
DOI: 10.1055/s-0032-1323276

Ableitung von Referenzen zu Ergebnisindikatoren auf Basis einer prospektiven multizentrischen Kohortenstudie am Beispiel der Kataraktchirurgie

U Hahn 1, S Schmickler 2, I Neuhann 3, F Krummenauer 1
  • 1Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie der Universität Witten/Herdecke, Witten
  • 2Augen-Zentrum-Nordwest, Ahaus
  • 3Gemeinschaftspraxis Prof. Thomas Neuhann & Kollegen, München

Zielsetzung: Zur Referenzbestimmung für Ergebnisindikatoren und als Vorarbeit für die sektorenübergreifende Qualitätssicherung wird ein neuer methodischer Ansatz anhand einer prospektiven multizentrischen Kohortenstudie zur Kataraktchirurgie (Operation des grauen Stars) erprobt.

Material und Methoden: Methodische Vorgaben für Referenzableitung: Benchmarks (=best practice Referenz) wurden ermittelt für eine hoch selektierte Patientenpopulation (ohne externe unbeeinflussbare Patienten-bezogene Faktoren), die entlang von diagnostischen und therapeutischen Standards behandelt wurde. Zugelassen waren ausschließlich hoch erfahrene Augenchirurgen.

Multizentrische Studie: 01/2007–08/2008 brachten 7 ambulante Studienzentren der OcuNet Gruppe insgesamt 1.553 Kataraktoperationen und pro Zentrum zwischen 206 und 239 im primären Endpunkt auswertbare Datensätze ein, die Screening-Ausschlussquote lag zwischen 36–81%.

Ergebnisindikatoren drei Monate postoperativ: erforderliche Brillenglasstärke (refraktive Abweichung ≤ 0,5 dpt) und Sehschärfe (Visus cc ≥ 0,8).

Ergebnisse: Insgesamt zeigten 80,3% der Patienten eine refraktive Abweichung ≤ 0,5 dpt (95%-Konfidenzintervall 78,3% –82,3%), die Zentren-weisen Häufigkeiten rangierten zwischen 70% und 94%. Die Auftrittshäufigkeit eines Visus cc ≥ 0,8 betrug im Gesamtdatensatz 87,0% (95% Konfidenzintervall 85,7% –88,8%), Zentren-weise zwischen 80,0% und 93,3%.

Schlussfolgerung: Trotz kontrollierter Studienbedingungen variierten die Auftrittshäufigkeiten der Ergebnisindikatoren zwischen den Zentren merklich, es bildete sich kein einheitliches Benchmarkniveau. Die Einsatzmöglichkeit von aus kontrolliert designten Studien gewonnenen Auftrittshäufigkeiten für Referenzen in Qualitätssicherungsverfahren ist auf analoge Patientenkonstellationen und Durchführungsstandards begrenzt. Die Referenzen können nur für einen Teil aller erhobenen Routinendaten genutzt werden.

Literatur: Ursula Hahn, Frank Krummenauer, Bernhard Kölbl, Thomas Neuhann, Kaweh Schayan-Araghi, Stefanie Schmickler, Kurt von Wolff, Josef Weindler, Thomas Will, Irmingard Neuhann (2011): Determination of Valid Benchmarks for Outcome Indicators in Cataract Surgery. A Multicenter, Prospective Cohort Trial. Ophthalmology 118:2105-2112.