Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A186
DOI: 10.1055/s-0032-1323349

Fallzahlplanung für Studien zum Vergleich der Kosten/Nutzen-Relationen komplexer Versorgungskonzepte

F Krummenauer 1
  • 1Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie der Universität Witten/Herdecke, Witten

Hintergrund: Die Evaluation komplexer Versorgungskonzepte erfolgt meist simultan aus klinischer und ökonomischer Perspektive z.B. über deren Kosteneffektivitäten. Die Planung vergleichender Evaluationen basiert dann auf deren inkrementeller Kosteneffektivität [1]. Nachteil der „confidence box“-Methode nach Briggs & Fenn ist jedoch deren konservative Schätzung der Fallzahl durch separate Betrachtung der ökonomischen und klinischen Versorgungs-Unterschiede.

Methoden: Über den inkrementellen Nettonutzen [2] wird ein Ansatz zur Fallzahlplanung vorgestellt, der die Berücksichtigung der Korrelation zwischen finanzieller Investition in die jeweilige Versorgung und resultierendem Patienten-seitigen Ergebnis gestattet. Der Ansatz wird illustriert an der Planung einer sequentiellen Kohortenstudie zur Einführung eines Klinischen Behandlungspfades in die Knieendoprothetik [3]: Aus Patientenperspektive sollte vor und nach Einführung des Pfades das funktionelle Ergebnis durch die dreimonatige Änderung des WOMAC-Index [%] beschrieben werden, aus Sicht der Klinik die dafür investierte (Prozess-) Kostensumme [€].

Ergebnisse: Der Ansatz bedingt gegenüber dem nach Briggs & Fenn durchweg eine Reduktion der notwendigen Patientenzahl, für realistische Korrelationen von 0,2 bis 0,5 zwischen Kosten und Nutzen um bis zu 20%. Für die Planung der Kohortenstudie zur Einführung eines Klinischen Pfades zeigte sich konkret eine Korrelation zwischen Leistungserbringer-seitig investierten (Prozess-) Kosten und Patienten-seitig attestiertem funktionellen Ergebnis von 0,27, entsprechend einer Reduktion der kalkulierten Fallzahl um 9% von 282 auf 256 Patienten.

Schlussfolgerung: Der Ansatz zur Planung von Kosteneffektivitätsvergleichen komplexer Versorgungskonzeptze bedingt gegenüber dem nach Briggs & Fenn zum Teil merkliche Reduktionen der notwendigen Patientenzahl, erfordert aber Informationen zur Korrelation zwischen Kosten und Nutzen.

Literatur: [1] Briggs AH, Fenn P (1998): Confidence intervals or surfaces – uncertainty in the cost effectiveness plane. Health Economics 7: 723-40

[2] Krummenauer F, Landwehr I (2005): Incremental cost effectiveness evaluation in clinical research. Eur J Med Res 10: 18-23

[3] Krummenauer F, Günther KP, Kirschner S (2011): Cost effectiveness of total knee arthroplasty from a health care provider’s perspective before and after introduction of an interdisciplinary clinical pathway – is investment always improvement? BMC Health Services Research 14: e338