Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A210
DOI: 10.1055/s-0032-1323373

Adhärenzsteigernde Interventionen (AI) für die antiretrovirale Therapie (ART) bei HIV-Infizierten – Ein systematischer Review

T Mathes 1, D Pieper 1, SL Antoine 1, M Eikermann 1
  • 1Institut für FOrschung in der Operativen Medizin (IFOM), Universität Witten/Herdecke, Köln

Einleitung:

Adhärenz wird als wichtiger Faktor für den Erfolg einer ART sowie zur Vermeidung HIV-Medikamentenresistenter Virenstämme gesehen [1, 2]. Bei vielen Patienten wird jedoch nicht die gewünschte Adhärenz erreicht [3]. Ziel der Arbeit war die Analyse der Wirksamkeit (Adhärenzverhalten und Therapieerfolg) von AI im Rahmen einer ART-HIV-Therapie bei Erwachsenen. (Die Studie wurde von Janssen-Cilag gesponsert.)

Methoden:

Es wurde eine Recherche in den Datenbanken MEDLINE, Embase und CENTRAL durchgeführt. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCT), die einen Effekt der AI auf Adhärenz und Therapieerfolg der ART untersuchen. Die Qualität der eingeschlossenen Studien wurde bewertet, Ergebnisse extrahiert und analysiert. Alle Arbeitsschritte wurden unabhängig von zwei Gutachtern vorgenommen.

Ergebnisse:

Es wurden insgesamt 8621 Treffer erzielt. Nach dem Screeningprozess verblieben 18 RCT. Patientenkollektive sowie die angewendeten Interventionen waren heterogen. Nur eine Studie (Motivational Interviewing (MI) vs. edukative Maßnahmen bei Alkoholabhängigen) zeigt einen signifikanten Einfluss auf die ART-Adhärenz und den Therapieerfolg. Diese wurde jedoch als methodisch mangelhaft bewertet. Eine weitere Studie (Wirksamkeit von MI) weist einen signifikanten Effekt auf die Adhärenz, nicht jedoch auf den Therapieerfolg auf. Die anderen RCT konnte entweder keinen statistisch signifikanten Effekt oder uneinheitliche Effekte für einen oder beide Endpunkte ermitteln.

Diskussion:

Die meisten betrachteten AI beeinflussen die Adhärenz und den Therapieerfolg nicht signifikant. Eingeschränkt wird diese Aussage durch die Fokussierung auf bestimmte Patientengruppen sowie Heterogenität von Patienten, Intervention, Kontrolle, Methoden und defizitäre Studienqualität. Es sollten methodisch hochwertige RCT durchgeführt werden, die insbesondere Maßnahmen untersuchen, die für ein breiteres Patientenkollektiv anwendbar sind.

Literatur: 1. Vrijens, B., et al., Modelling the association between adherence and viral load in HIV-infected patients. Stat Med, 2005. 24(17): p. 2719-31.

2. Predictors of HIV drug-resistance mutations in a large antiretroviral-naive cohort initiating triple antiretroviral therapy. J Infect Dis, 2005. 191(3): p. 339-47.

3. Ortego, C., et al., Adherence to highly active antiretroviral therapy (HAART): a meta-analysis. AIDS Behav, 2011. 15(7): p. 1381-96.