Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A245
DOI: 10.1055/s-0032-1323408

Transparenz für Patienten fördern – Entscheidungskompetenz stärken. Befragung von Patientenvertretern und -Beratern zum Weiterbildungsbedarf in der Evidenz-basierten Medizin

AM Passon 1, B Berger 2, F Scheibler 3, S Stock 1
  • 1Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE), Uniklinik Köln, Köln
  • 2Gerhard Kienle Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin, Fakultät für Gesundheit Universität Witten/Herdecke, Herdecke
  • 3Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln

Hintergrund: Patientenvertretern obliegt eine wichtige Rolle bei der Erarbeitung von Leitlinien und der Mitarbeit in der gemeinsamen Selbstverwaltung. Grundlage dafür ist die Verfügbarkeit evidenzbasierter Informationen und die Fähigkeit, deren Qualität zu beurteilen. Neben den Patientenvertretern profitieren Patientenberater von Kenntnissen der evidenzbasierten Medizin (EbM), um verlässliche Entscheidungshilfen für Patienten anzubieten. Methode: Um den Weiterbildungsbedarf im Bereich der EbM genauer zu erfassen, wurde eine qualitative Befragung durchgeführt, auf deren Basis ein bereits bestehendes Schulungscurriculum zur Verbesserung kritischer Gesundheitskompetenz angepasst wird (Berger et al. 2010). Ein teilstandardisierter Interviewleitfaden wurde vom Institut für Gesundheitsökonomie (IGKE), dem IQWiG und der Universität Witten/Herdecke erstellt. Er umfasst 13 Fragen zur Nutzung evidenzbasierter Methoden und 11 Fragen zur Umsetzung einer Schulung. Zehn Interviews wurden mit Patientenberatern und -Vertretern durchgeführt und mit der Grounded-Theory-Methodologie ausgewertet. Auf Basis der qualitativen Interviews wurde ein strukturierter Fragebogen für Beratungseinrichtungen entwickelt. Ergebnisse: Nach Einschätzung der Interviewpartner werden evidenzbasierte Informationen bisher nur im geringen Maße genutzt. Dem liegt die Befürchtung zugrunde, die Anwendung evidenzbasierter Methoden in der Patientenberatung und -Vertretung wirke sich negativ auf das Verhältnis zu Patienten und auf das Verhältnis zur Ärzteschaft aus. Die Ergebnisse der strukturierten Befragung werden zum Kongress vorliegen und sollen zusätzlich vorgestellt werden. Diskussion: Die Schulungen sollen zu einer Stärkung des Selbstbewusstseins der Patientenberater und -Vertreter im Umgang mit evidenzbasierten Informationen und Methoden beitragen. Ziel ist eine vielseitigere und zielgenauere Betreuung und Vertretung der Patienten, welche letztlich die Entscheidungskompetenzen der Patienten stärken soll.

Literatur: Berger B, Steckelberg A, Meyer G, Kasper J, Mühlhauser I. Training of patient and consumer representatives in the basic competencies of evidence-based medicine: a feasibility study. BMC Med Educ. 2010 Feb 11;10:16.