Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A264
DOI: 10.1055/s-0032-1323427

Predictive Modeling zur Identifikation von COPD-Patienten mit hohem Krankenhausrisiko

M Ramme 1, A Gillessen 1, J Weller 1, D Wildner 1, M Kettlitz 1, T Heilmann 1
  • 1Techniker Krankenkasse, Hamburg

Hintergrund: COPD ist eine chronisch-progrediente Lungenkrankheit [1], die mit hoher Mortalität einhergeht und die fünfthäufigste Todesursache in Deutschland darstellt [2]. Die BOLD-Studie schätzt die Prävalenz der COPD in Deutschland auf 13,2% [3].

Ziel: Im Rahmen der Tertiärprävention ist es ein wichtiges Behandlungsziel, akute Exazerbationen zu verhindern, die oft mit notärztlicher Behandlung oder Krankenhauseinweisungen verbunden sind [4]. Die TK führt seit April 2012 ein Pilotprojekt mit Bosch Healthcare durch, in dem durch telemedizinische Betreuung die Zahl der Exazerbationen, notärztlichen Behandlungen und Krankenhaustage gesenkt werden soll.

Methoden: Wesentlicher Erfolgsfaktor dieses Versorgungsansatzes ist die Auswahl geeigneter Teilnehmer/innen. Zum einen sind Versicherte (VS) auszuschließen, die aufgrund bestimmter Komorbiditäten nicht zur Teilnahme in der Lage sind. Zum anderen sollten sie ein hohes Exazerbations- bzw. Krankenhausrisiko aufweisen, damit die telemedizinische Versorgung durch vermiedene Krankenhauskosten refinanziert werden kann. Geeignete VS lassen sich am besten durch ein Prädiktionsmodell identifizieren, das ihre individuellen Krankenhausrisiken schätzt und als Auswahlkriterium nutzt.

Ergebnisse: Das Prädiktionsmodell der TK prognostiziert für jeden COPD-Kranken das Risiko, mit dem im Folgejahr wegen der COPD stationär behandelt werden muss. Während die Krankenhauswahrscheinlichkeit in der Grundgesamtheit aller für die tele-medizinische Versorgungsform geeigneten über 40-jährigen TK-VS mit COPD 1,4% beträgt, gelang es durch das Modell, eine einprozentige Teilgruppe von 1.200 VSn mit einem Krankenhausrisiko von 40% zu identifizieren. Das Risiko dieser Teilpopulation steigt damit gegenüber der Grundgesamtheit um den Faktor 28 (Lift des Modells im 1. Perzentil). Der ROC-Index für das Modell beträgt 0,88.

Diskussion: Probleme und Besonderheiten der Modellbildung werden thematisiert, Möglichkeiten zur Weiterentwicklung werden diskutiert.

Literatur:

(1) Nationale Versorgungsleitlinie COPD Version 1.9 2012

(2) Statistisches Bundesamt Todesursachen in Deutschland 2010

(3) Geldmacher, H. u.a., Die Prävalenz der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) in Deutschland. Ergebnisse der BOLD-Studie, in Dtsch med Wochenschr 2008; 133 (50): 2609-2614

(4) Nowak u.a., Krankheitskosten von COPD in Deutschland, Pneumologie 2004; 58(12)