Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A266
DOI: 10.1055/s-0032-1323429

Können bildungsferne und einkommensschwache Rehabilitanden von der Rehabilitation nachhaltig profitieren? – Ergebnisse aus 3 Jahren nach Ende von SeKoNa – Sekundärprävention bei Patienten mit Koronarer Herzkrankheit durch Anschlussheilbehandlung und anschließender konzeptintegrierter Nachsorge (SeKoNa)

M Redaèlli 1, D Simic 1, J Mahmoodzad 2, B Schwitalla 3, B Seiwerth 3, W Mayer-Berger 3
  • 1Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke, Witten
  • 2Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Witten
  • 3Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen, Deutsche Rentenversicherung Rheinland, Leichlingen

Hintergrund: Seit über 10 Jahren werden zahlreiche Untersuchungen zur Nachhaltigkeit von kardiovaskulären Rehabilitationsmaßnahmen ausgeführt. Vor allem die bildungsfernen und einkommensschwachen Rehabilitanden gelten bisher für die Sekundärprävention als „verloren“. Methodik: Die SeKoNa-Studie (RCT-Design) ist auf eine Dauer von 36 Monate mit 600 Patienten angelegt. Für die Interventionsgruppe (IG) sind telefonische Reminder nach 3-wöchiger stationärer Rehabilitation (monatlich in den ersten drei Monaten, danach 3-monatlich bis Studienende nach 36 Monaten) und eine 1-tägige, ambulante Nachschulung im Studienzentrum in 6 Monaten nach Ende der Rehabilitation vorgesehen. Die Kontrollgruppe (KG) erhält die rehabilitative Standardversorgung. Outcomemessung: biomedizinische Standardparameter und Lebensqualität (EUROQOL und HADS). Am Ende der Studie erfolgt die Ermittlung des Rentenstatus. Die biomedizinische Bewertung (10-Jahres-Risiko) wird mittels des ESC-Scores definiert. Ergebnisse: Biomedizinisch ist nach 36 Monaten kein signifikanter Unterschied im ESC-Score zwischen der IG und KG nachzuweisen. Morbidität und Mortalität liegen in der KG trotzdem höher. Die innerhalb des Studienzeitraums anerkannten Erwerbsminderungsrenten weisen einen Unterschied (48 Patienten der KG, 25 Patienten der IG) auf. Die Anzahl der Todesfälle weist ebenso einen Unterschied auf (12 IG versus 19 in der KG). Die psychologischen Ergebnisse weisen für die IG eine deutlich höhere Lebensqualität und ebenso geringere Belastungen durch Ängstlichkeit und Depressivität auf, nicht jedoch für die KG. Schlussfolgerungen: Für die bildungsfernen und einkommensschwachen Rehabilitanden konnte innerhalb dieser Studie eine nachhaltige Wirkung für die psychosozialen Aspekte nachgewiesen werden. Obwohl die biomedizinischen Ergebnisse keinen signifikanten Unterschied ergeben, zeigen die Messungen der Morbidität und Mortalität Unterschied zu Gunsten der IG.