Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A268
DOI: 10.1055/s-0032-1323431

Präferenzen und Zahlungsbereitschaften für assistive Technologien in der ambulanten Pflege

A Reichert 1
  • 1International DiaLog College and Research Institute, Fürth

Motivation: Assistive Technologien sollen die Unabhängigkeit von Menschen mit Unterstützungsbedarf in alltäglichen Verrichtungen im eigenen häuslichen Umfeld länger aufrechterhalten. Häufig scheitern Produkte jedoch am Markt, weil die Präferenzen der Endnutzer nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Wichtiger ist daher eine Abbildung der Nutzendimensionen wie z.B. ein erhöhtes Gefühl der Sicherheit über individuelle Zahlungsbereitschaften. Stated preference Methoden ermöglichen dies unter der Annahme stabiler Präferenzstrukturen auch für noch nicht am Markt existente Technologien. Zielsetzung: Am Beispiel einer mobilen assistiven Technologie werden Präferenzen und individuelle Zahlungsbereitschaften von Endnutzern sowie pflegenden Angehörigen über Stated preference Methoden abgebildet. Methode: Gemäß dem Konzept der kompensatorischen Variation wird der maximale Betrag untersucht, den ein Individuum für eine assistive Technologie, die sein Betreuungsniveau erhöht, zahlt, um auf dem Nutzenniveau der Ausgangssituation zu bleiben. Nach der Analyse der präferenzrelevanten Funktionen der Technologie mithilfe einer Szenariotechnik wurden Personen im Alter 60+ sowie pflegende Angehörige in verschiedenen Stated Preference Experimenten nach ihrem Risikoempfinden sowie der Zahlungsbereitschaft für verschiedene Funktionalitäten eines mobilen Assistenzsystems befragt. Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen eine mehrheitliche Präferenz für die Mobilitätsfunktion sowie die automatische Sturzerkennung des Systems. Monatlich wären die Befragten bereit durchschnittlich 32,50€ dafür auszugeben. Weniger wichtig sind Funktionen der Aktivitätsmessung sowie der freien Wahl einer Kontaktperson im Notfall. Diskussion: Ersichtlich werden große Schwankungsbreiten der Zahlungsbereitschaften, die durch mikroökonometrische Tests noch weiter überprüft werden müssen. Insbesondere gilt es Abhängigkeiten vom subjektiven Risikoempfinden und den Einfluss staatlicher Unterstützungssysteme zu diskutieren.