Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A326
DOI: 10.1055/s-0032-1323489

Der Zahnarzt als Partner im Versorgungsnetzwerk dementer Senioren

A Stillhart 1, J Kunze 1, B Sobotta 2, T Reiber 2, I Nitschke 1
  • 1Klinik für Alters- und Behindertenzahnmedizin, Zentrum für Zahnmedizin, Universität Zürich, Zürich, Schweiz
  • 2Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Freidrich-Louis-Hesse-Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und Orale Medizin, Universität Leipzig, Leipzig

Mit zunehmendem Alter, der Zunahme der körperlichen Gebrechlichkeit und kognitiven Einschränkungen steigt die Kontaktrate zum Arzt an, währenddessen die Anzahl der Zahnarztbesuche sinkt, unter Umständen nur noch beschwerdeorientiert stattfindet. Bei Eintritt in eine Pflegeeinrichtung besteht dann oft eine desolate Mundgesundheit. Diese kann neben Folgen für die allgemeine Gesundheit, wie z.B. der Begünstigung von Pneumonien oder Malnutrition, auch die Ursache für zahnmedizinische Notfälle sein.

Es bedarf der Optimierung von Schnittstellen zwischen Ärzten (Erstdiagnose), Krankenkassen (Pflichtleistung: zahnärztliche Untersuchung bei Diagnosestellung Demenz), Angehörigen, Interessenverbänden, Pflegekräften und Zahnärzten um auch für Senioren mit Demenz die zahnmedizinischen Versorgungsstrukturen zu optimieren. Auch aus ökonomischen Aspekten (Vermeidung von Notfällen, Transport- und Personalkosten, finanziell aufwendige Narkosesanierungen) stellt die Verbesserung der zahnmedizinischen Unter- bzw. Fehlversorgung älterer Menschen mit Demenz einen wichtigen Punkt dar. Um eine Zahnlosigkeit und die damit verbundenen Einschränkungen bei der Kaufunktion zu vermeiden, wäre es sehr hilfreich, wenn der Patient und seine Angehörigen vom betreuenden Arzt bei Diagnosestellung aufgefordert werden würden, den Zahnarzt umgehend aufzusuchen. Die Diagnosestellung und Überweisung durch den Hausarzt oder Geriater sollte dann in der Zahnmedizin auch der Start sein, eine intensive zahnärztliche Betreuung mit dem Patient und seinen Angehörigen aufzubauen.

Anhand eines Patientenfalles sollen mögliche Interventionen und Punkte im Zeitverlauf von der Diagnosestellung „Demenz“ bis hin zur zahnärztlichen Sanierung unter Vollnarkose dargestellt werden, deren Umsetzung auch dementen Senioren Chancengleichheit im Zugang zu zahnärztlichen Dienstleistungen ermöglichen, Gesundheit erhalten und gleichzeitig ökonomisch vorteilhaft sein könnte.

Literatur: Nitschke I, Reiber T. Orale Gesundheit. In: G. Stoppe, E. Mann (Hrsg.) Geriatrie für Hausärzte. Hans-Huber Verlag, Hogrefe AG, Bern 2009