Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A371
DOI: 10.1055/s-0032-1323534

Welchen Beitrag kann die Physiotherapie zur Versorgung Schwerstkranker und Sterbender leisten? Eine qualitative Untersuchung

A Wünsch 1, K Woitha 1, G Müller-Mundt 2, S Volsek 3, N Schneider 2
  • 1Insitut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, OE 5410, Hannover
  • 2Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung; Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 3Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Physiotherapie und Physikalische Therapie, Kiel

Fragestellung: Die Lebensqualität schwerstkranker und sterbender Menschen kann u.a. durch physiotherapeutische Maßnahmen verbessert werden. Bisher ist die Physiotherapie allerdings wenig systematisch in palliative Versorgungskonzepte integriert. Die vorliegende Studie hat das Ziel, die gegenwärtige Rolle der Physiotherapie in der Palliativversorgung aus unterschiedlichen Perspektiven zu explorieren und Potentiale zur Weiterentwicklung aufzuzeigen. Methodik: Durchgeführt wird ein Projekt der qualitativen Versorgungsforschung. Ausgehend von einer systematischen Literaturanalyse werden Leitfaden-gestützte Interviews sowohl mit Patienten und ihren Angehörigen (n=10) als auch mit Ärzten, Pflegekräften und Physiotherapeuten (n=20) auf ausgewählten Palliativstationen durchgeführt. Bei der Auswahl der Palliativstationen werden Krankenhäuser mit unterschiedlichem Versorgungsauftrag berücksichtigt (z.B. universitär, Grund- und Regelversorgung). Die Auswertungen der Interviews erfolgen inhaltsanalytisch. Ergebnis: Die Erhebungsphase findet in der Zeit von März bis Mai 2012 statt, auf dem Kongress werden die Ergebnisse der Auswertung präsentiert. Bereits in der Felderkundung und nach Durchführung der ersten elf Interviews (Stand 27.04.2012) zeichnet sich ab, dass eine systematische Einbeziehung der Physiotherapie in die palliativmedizinische Versorgung von den unterschiedlichen Professionen stark befürwortet wird. In der Versorgungsrealität jedoch stehen dem oftmals unzureichende personelle und finanzielle Ressourcen entgegen.

Schlussfolgerung: Die Projektergebnisse werden die wissenschaftlichen Grundlagen für einen bedarfs- und bedürfnisgerechten Ausbau von Physiotherapieangeboten und für die konzeptionelle Integration der Physiotherapie in der Versorgung von Palliativpatienten erweitern. Die Ergebnisse der qualitativen Exploration bilden die Grundlage für eine sich anschließende repräsentative schriftliche Befragung der stationären Palliativeinrichtungen in Deutschland.