Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung:
Die Studienlage zur langfristigen Entwicklung frühgeborener Kinder hebt die Bedeutung
der Eltern als Schutzfaktor heraus. Eine die Neonatalzeit begleitende psychosoziale
Versorgung der Eltern zur Abmilderung der Auswirkungen des kritischen Lebensereignisses
Frühgeburt ist daher notwendig. Das Ziel der Studie ist die Erhebung der ärztlichen
Einschätzung des Angebotes an psychosozialen Versorgungsleistungen auf Frühgeborenenstationen
in Deutschland.
Methodik:
Repräsentative Fragebogenerhebung auf deutschen Frühgeborenenstationen. Deskriptive
Auswertung der Häufigkeitsverteilungen. Mittelwertvergleich zwischen neuen und alten
Bundesländern und den Versorgungsstufen (Level I – III).
Ergebnisse:
Die für Elterngespräche verfügbare Zeit wird von knapp einem Drittel (31,9%) der Ärztinnen
und Ärzte als nicht ausreichend erachtet, von den Elterngesprächen fühlen sich 22,2%
der Ärztinnen und Ärzte überfordert. Die Option der Zusammenarbeit mit einer Fachkraft
der psychosozialen Versorgung ist auf 67,0% der Frühgeborenenstationen als Standard
vorhanden. 95,7% der Ärztinnen und Ärzte bewerten diese Kooperation als wünschenswerte
Unterstützung und 97,9% beurteilen die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Neonatologie
generell als wichtig.
Schlussfolgerungen:
Mehr Zeit für Elterngespräche ist wünschenswert und notwendig. Auf den Frühgeborenenstationen
sollten die Angebote im Bereich der psychosozialen Versorgung ausgebaut und entsprechende
finanzielle und personelle Ressourcen bereit gestellt werden.
Diskussion:
Auf vielen Frühgeborenenstationen ist das Bewusstsein für eine wertschätzende, familiengerechte
Atmosphäre sowie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit vorhanden. An dieses Bewusstsein
gilt es auch aus der Forschungsperspektive anzuknüpfen und den Umsetzungsstand psychosozialer,
familienzentrierter Begleitmaßnahmen weiter zu untersuchen.
Abstract
Background:
The available studies concerning the long-term development of preterm infants emphasise
the protective significance of the parents. As a consequence, concomitant psychosocial
support for parents during the neonatal period aiming at moderating the adverse effects
of the critical incident “premature birth” is deemed to be imperative. The aim of
this study is to assess the supply of psychosocial services in neonatal care units
as viewed by medical professionals in Germany.
Methods:
A representative questionnaire-based survey in German neonatal care units was undertaken.
A descriptive evaluation was made of frequency distributions, comparison of means
between former West German and former East German states and levels of neonatal care
(levels I–III).
Results:
The time-budget available for parent consultation is considered insufficient by approximately
one third (31.9%) of the medical personnel, 22.2% of the interviewees felt this task
to be excessively demanding. As a standard, the option for cooperation with a qualified
psychosocial consultant is available in 67.0% of the neonatal care units. 95.7% of
the medical personnel consider this cooperation a desirable support; 97.9% consider
interdisciplinary cooperation in neonatology a desirable option in general.
Conclusions:
Additional time for parent consultation is desirable and necessary. Psychosocial services
should be extended and provided for in neonatal care units and appropriate financial
and personnel resources should be made available.
Discussion:
In many neonatal care units there is an awareness for the benefits of an appreciative,
family-centred atmosphere as well as interdisciplinary cooperation. This is a favourable
starting point for research efforts concerning further inquiries into implementation
standards of family-centred, concomitant consultation.
Schlüsselwörter
Neonatologie - Frühgeborene - psychosoziale Versorgung - familienzentrierte Betreuung
Key words
neonatology - preterm infants - psychosocial care facilities - family-centred care