Z Gastroenterol 2012; 50 - V37
DOI: 10.1055/s-0032-1323886

Veränderungen der Darmwandmuskulatur bei der Divertikelkrankheit

I Hellwig 1, M Böttner 1, M Barrenschee 1, J Harde 1, JH Egberts 2, T Becker 2, T Wedel 1
  • 1Anatomisches Institut, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel, Germany
  • 2Klinik für Allgemein- und Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Germany

Einleitung & Ziele: Die Divertikelkrankheit (DK) ist mit intestinalen Motilitätstörungen assoziiert, die u.a. durch einen erhöhten Motilitätsindex und intraluminalen Druck gekennzeichnet sind. Eine enterische Neuropathie konnte bei der DK bereits nachgewiesen werden. Demgegenüber ist die Darmwandmuskulatur in ihrer Rolle bei der Pathogenese der DK bisher wenig untersucht, obwohl dem glattmuskulären Effektororgan eine essentielle Aufgabe bei der Vermittlung intestinaler Motilität zukommt.

Material und Methoden: Vollwandbiopsien des distalen Kolons von Patienten mit DK (n=20) sowie von Kontrollpatienten (n=17, kolorektales Karzinom) wurden histologisch und molekularbiologisch untersucht. Zur Dickenmessung der Ring- und Längsmuskulatur wurden morphometrische Studien durchgeführt, das Ausmaß der Fibrosierung wurde durch binäre Messungen (Bindegewebe vs. Muskulatur) bestimmt und strukturelle Muskelveränderungen wurden deskriptiv evaluiert. Genexpressionsprofile von Komponenten des glattmuskulären Apparates (Tropomyosin, Caldesmon, α2-smooth muscle actin, Desmin, HDAC8, Smoothelin) wurden durch qRT-PCR ermittelt.

Ergebnisse: Im Vergleich zu Kontrollpatienten zeigten Patienten mit DK (1) eine Dickenzunahme der Ring- und Längsmuskulatur, (2) fokale morphologische Veränderungen mit bindegewebigem Ersatz und Vakuolenbildung, (3) einen erhöhten Bindegewebsanteil in der Längsmuskulatur, (4) eine spezifische Herunterregulation der mRNA von Tropomyosin und Caldesmon.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass die DK sowohl mit histopathologischen Veränderungen (Hypertrophie, Fibrosierung, Vakuolisierung) als auch mit Genexpressionsdefiziten von spezifischen Komponenten der Darmwandmuskulatur einhergeht. Die Befunde belegen damit, dass die DK u.a. mit einer enterischen Myopathie assoziiert ist. Ob die glattmuskulären Veränderungen ursächlich an der Ausbildung von Divertikeln beteiligt sind oder sekundär im Gefolge entzündlicher Prozesse entstanden sind, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

Update: Divertikelkrankheit
Samstag, 22. September 2012/10:15–11:30/Saal 3