Z Gastroenterol 2012; 50 - V83
DOI: 10.1055/s-0032-1323932

Resektabilität und Indikation zur Chemotherapie kolorektaler Lebermetastasen: Internistische Onkologen und Viszeralchirurgen bewerten unterschiedlich

K Homayounfar 1, A Bleckmann 2, 3, HJ Helms 3, F Lordick 4, J Rüschoff 5, LC Conradi 1, T Sprenger 1, T Lorf 1, H Becker 1, M Ghadimi 1, T Liersch 1
  • 1Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Göttingen, Germany
  • 2Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung Hämatologie und Onkologie, Göttingen, Germany
  • 3Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung Medizinische Statistik, Göttingen, Germany
  • 4Städtisches Kliniken Braunschweig, Abteilung Hämatologie und Onkologie, Braunschweig, Germany
  • 5Pathologie Nordhessen, Kassel, Germany

Einleitung: Die prätherapeutische interdisziplinäre Behandlungsplanung gilt als Standard in der Behandlung von Patienten mit kolorektalen Lebermetastasen (KRLM). Notwendig ist dafür, die Möglichkeiten komplementärer Behandlungspartner abschätzen und einen Konsens finden zu können.

Diese Studie untersucht die Bewertung der Resektabilität und die Indikationsstellung zur Chemotherapie (CTx) durch internistische Onkologen (MO) und Viszeralchirurgen (VC) bei Patienten mit KRLM.

Methodik: Anamnese sowie Stagingdaten und CT-Bilder von 30 Patienten mit KRLM wurden erfahrenen MO (n=10) und VC (n=11) in einem virtuellen Tumorboard (TB1) präsentiert. Mittels verblindeter TED-Abfrage wählten die Teilnehmer aus 9 standardisierten Antworten, welche die Bewertung der Resektabilität als auch die Möglichkeit einer prä- und/oder postoperativen CTx beinhalteten, eine Therapieempfehlung aus. Im Anschluss an TB1 erfolgten State-of-the-art Vorträge zum Potential von CTx und Chirurgie. In einem zweiten virtuellen Tumorboard (TB2) wurde erneut die Therapieempfehlung für die 30 Patienten abgefragt.

Ergebnis: 630 (21×30) Antworten wurden pro TB erhoben. In TB1 wurden die KRLM als primär resektabel, potentiell resektabel und irresektabel in 433, 161 und 36 Antworten bewertet. Primäre Resektabilität wurde signifikant häufiger von VC angenommen (p<0,001). In TB2 unterschieden sich 57% der Einzelantworten von TB1 (p<0,001). Bei der Bewertung der Resektabilität gab es bei 81 von 161 Antworten einen Shift von potentieller zu primärer Resektabilität und bei 29 von 36 Antworten von Irresektabilität zu (potentieller) Resektabilität (p<0,001). Eine präoperative CTx wurde signifikant häufiger von MO empfohlen (p=0,041). In TB1 war sie Bestandteil von 255 Antworten (44%) im Vergleich zu 157 Antworten (27%) in TB2 (p<0,001). Eine postoperative CTx wurde sowohl in TB1 als auch TB2 in 55% der Antworten empfohlen ohne signifikanten Unterschied zwischen MO und VC.

Schlussfolgerung: Resektabilität und Indikation zur prä- aber nicht zur postoperativen CTx wurden durch MO und VC unterschiedlich bewertet. Nach Darstellung des Potentials von Chirurgie und CTx wurde in TB2 signifikant häufiger (potentielle) Resektabilität angenommen und signifikant seltener für eine präoperative CTx votiert.

Kolorektale Lebermetastasen
Donnerstag, 20. September 2012/17:00–18:30/Saal 4