Z Gastroenterol 2012; 50 - K057
DOI: 10.1055/s-0032-1323992

Einfluss Natürlicher Killerzellen auf den Spontanverlauf einer akuten Hepatitis C Virusinfektion bei HIV(+) Patienten

P Kokordelis 1, B Krämer 1, C Boesecke 1, A Glässner 1, M Eisenhardt 1, F Wolter 1, E Voigt 2, P Ingiliz 3, T Sauerbruch 1, JK Rockstroh 1, U Spengler 1, J Nattermann 1
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • 2Praxis Theisen, Wiesel und Voigt, Köln, Germany
  • 3Medical Center for Infectious Diseases (MID), Berlin, Germany

Hintergrund: In Europa sind ca. 30% der HIV-positiven Patienten mit dem Hepatitis C Virus (HCV) koinfiziert. Bei HIV(-) Patienten konnte gezeigt werden, dass es in der akuten Phase der HCV-Infektion zu einer Aktivierung von Natürliche Killer (NK)-Zellen kommt. Unklar blieb die Bedeutung von NK-Zellen auf der Verlauf einer akuten Hepatitis C bei HIV(+) Patienten. Dies wurde in der vorliegenden Studie untersucht.

Methoden: 34 HIV-Patienten mit akuter Hepatitis C (6 mit selbst-limitierendem und 28 mit chronischem Verlauf) wurden untersucht. Als Kontrollen wurden Patienten mit HIV-Monoinfektion (n=8), sowie HIV(+) Patienten mit chronischer Hepatitis C (n=8) untersucht. NK-Zellen wurden mittels Durchflusszytometrie phänotypisch charakterisiert. In funktionellen Analysen wurden isolierte NK-Zellen hinsichtlich IFN-γ Sekretion, Degranulation (CD107a) und in vitro Hemmung der HCV-Replikation (Replicon-Modell) untersucht.

Ergebnisse: Die NK-Zell-Frequenz unterschied sich zwischen den untersuchten Patientengruppen nicht signifikant. Im Vergleich zu HIV-Patienten mit chronischer Hepatitis C fand sich bei den Patienten mit akuter HCV-Infektion eine höhere Expression der NK-Zell-Rezeptoren NKG2C und NKG2A (jeweils p<0,05) sowie eine stärkere zytotoxische NK-Zell-Aktivität (CD107a Expression; p=0,001). Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung fand sich bei Patienten mit selbstlimitierendem Verlauf der akuten HCV-Infektion im Vergleich zu Patienten, die eine chronische Hepatitis C entwickelten, eine signifikant höhere Expression des NKG2D-Rezeptors, sowie eine niedrigere Expression des NKG2C-Rezeptors (jeweils p<0,05). Hinsichtlich der anderen untersuchten NK-Zell-Rezeptoren (NKp30/44/46 sowie NKG2A) fanden sich keine signifikanten Unterschiede. Allerdings war bei NK-Zellen von Patienten mit Spontanausheilung in vitro eine signifikant stärkere Hemmung der HCV-Replikation nachweisbar (p=0,03 vs. chronischer Verlauf). Hierbei fand sich eine positive Korrelation zwischen Hemmung der HCV-Replikation und NK-Zell-Sekretion von IFN-γ.

Schlussfolgerung: In der akuten Phase einer HCV-Infektion kommt es auch bei HIV(+) Patienten zu einer Aktivierung von NK-Zellen. Eine starke anti-virale NK-Zell-Antwort scheint hierbei mit einem selbst-limitierendem Verlauf der Hepatitis C assoziiert zu sein.