Z Gastroenterol 2012; 50 - K378
DOI: 10.1055/s-0032-1324312

Selektive interne Radiotherapie (SIRT) führt zur Tumorregression vor ausgedehnten Leberresektionen

J Dietrich 1, D Kant 1, M Binnenhei 2, K Tatsch 3, P Reimer 4, D Gärtner 1, T Rüdiger 5, M Bentz 2, MR Schön 1
  • 1Kinik für Allgemein – und Viszeralchirurgie, Klinikum Karlsruhe, Karlsruhe, Germany
  • 2Klinik für Onkologie, Klinikum Karlsruhe, Karlsruhe, Germany
  • 3Klinik für Nuklearmedizin, Klinikum Karlsruhe, Karlsruhe, Germany
  • 4Institut für Radiologie, Klinikum Karlsruhe, Karlsruhe, Germany
  • 5Institut für Pathologie, Klinikum Karlsruhe, Karlsruhe, Germany

Die Selektive Interne Radiotherapie (SIRT) ist eine nuklearmedizinisch-interventionelle Therapie zur lokalen Tumorkontrolle und beruht auf dem Einbringen kleiner radioaktiver Mikrospähren in das Tumorgewebe der Leber. Studienziel war die Bewertung der Wirksamkeit, Verträglichkeit und der Nutzen der SIRT in zweistufigen Leberresektionskonzepten.

Methoden:

Fall 1: 51-jährige Pat. mit kolorektalen Lebermetastasen (LM) der Segmente 2, 3, 5 und 8. Im ersten Schritt wurden linksseitige Subsegmentresektionen durchgeführt, im gleichen Eingriff eine Pfortaderligatur rechts und ein In-Situ-Splitt zur Hypertrophieinduktion links. Zur Tumorkontrolle rechts erfolgte eine SIRT. In einem zweiten Eingriff erfolgte die rechtsseitige Hemihepatektomie.

Fall 2: 78-jähriger Pat. mit zentralem Cholangiokarzinom der Segmente 4, 5 und 8. Zunächst wurde eine selektive SIRT der zentralen Lebersegmente durchgeführt, später eine erweiterte Hemihepatektomie links.

Fall 3: 77-jähriger Pat. mit kolorektalen LM der Segmente 2, 3, 4, 5 und 8. Es wurde eine SIRT der linken Leber und selektiv der Segmente 5 und 8 durchgeführt, gefolgt von einer erweiterten Hemihepatektomie links.

Ergebnisse: Es traten nach SIRT oder Leberresektionen keine Komplikationen auf, insbesondere auch kein Leberversagen, Cholangitis oder Abszesse. Die seriell durchgeführten FDG-PET/CT Untersuchungen zeigten eine Größenreduktion und einen minimierten Tumorstoffwechsel. In 2 Fällen wurde eine signifikante Reduktion des Tumormarkers CEA gemessen. Mit CT- und MRT-Volumetrie wurde eine Volumenzunahme der nicht mit SIRT behandelten Lebersegmente nachgewiesen. Die Leberresektate wiesen eine Kumulation der Y-90 Mikrosphären im Tumorgewebe auf, begleitet von einer signifikanten Tumorregression und Strahlenfibrose des Lebergewebes.

Zusammenfassung: SIRT ist eine sichere und effektive Methode zur lokalen Tumorkontrolle, die zu einer bildmorphologisch ausgedehnten Tumorrückbildung, Reduktion der Tumormarkerexpression und histologisch belegten Tumorregression führt. SIRT lässt sich in innovative Leberresektionskonzepte, wie in-situ-splitt, Hypertrophieprotokolle und zwei-Stufen Resektionsplänen, sehr gut einfügen und bietet Patienten mit primär nicht resektablen Lebertumoren eine neue Therapieoption.