PPH 2012; 18(06): 281
DOI: 10.1055/s-0032-1330038
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Michael Schulz
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Publication Date:
22 November 2012 (online)

vom Schauspieler John Cleese ist der Ausspruch überliefert: „Sie wollen kreative Mitarbeiter? Dann geben Sie ihnen genug Zeit zum Spielen“. Als Psychiatrisch Pflegende kennen wir die Orte auf der Station wo Spiele stehen. Zum Zeitvertreib und vor allem an ereignisarmen und verregneten Wochenenden kommt manchmal jemand vom Team (häufig der Praktikant) auf die Idee, etwas mit den Menschen zu spielen. Zum Beispiel „Mensch ärgere dich nicht“, mit dem Effekt, dass man einen ganz guten Eindruck über die jeweilige Frustrationstoleranz bekommt.

Heutzutage denken vor allem die jüngeren Menschen eher an Spiele, deren Kick sich lediglich mit einem mobilen Endgerät erfassen lässt oder bei denen man „online“ sein muss. Spielekonsolen machen den jungen Menschen Spaß, schaden aber angeblich dem Gehirn. Der in den Medien omnipräsente Psychiater Manfred Spitzer weiß das alles viel besser und droht mit Verdummung. Er geht davon aus, dass Bill Gates und Steve Jobs deshalb so geniale Erfinder waren, weil sie eben keinen Computer hatten und sich im Spiel anders ausprobieren konnten.

Das Wort „Spiel“, so erfahren Sie in dieser Ausgabe, bedeutet ursprünglich „Tanz“. Pflegende können das Medium des Spiels einsetzen, um eine sinnliche Erfahrung zu ermöglichen und verfügen so zusätzlich zur Sprache über ein weiteres Kommunikationsmedium. Spielen gewinnt dann eine besondere Qualität, wenn kreative Aspekte überwiegen und weiterreichende Entwicklungen der teilnehmenden Persönlichkeiten und ihrer gesellschaftlichen Beziehungen zum Tragen kommen. Zum Abschluss dieses Jahres widmen wir uns im Schwerpunkt dieser Ausgabe dem Thema Spielen. Wie die Beiträge zeigen, handelt es sich bei diesem Thema, auch im Hinblick auf die Psychiatrische Pflege, um eine ernste Angelegenheit. Spiel – so zeigen die Beiträge dieser Ausgabe – ist weit mehr als Zeitvertreib. Als pflegerisches Element ist das Spiel etwas aus dem Blick geraten. Fehlende Zeitressourcen, könnte man – wie immer – argumentieren. Aber wenn wir nicht spielen, dann drohen wir auch als Pflegende unsere Kreativität zu verlieren.

Im Namen des Beirats wünsche ich Ihnen viel Freude und Erkenntnis bei der Lektüre dieser Ausgabe und ein erfolgreiches und gesundes Jahr 2013!

Michael Schulz