Suchttherapie 2012; 13 - A11
DOI: 10.1055/s-0032-1330980

Kognitive Störungen im Alter bei Drogen-gebrauchenden, HIV-positiven Patienten

G Arendt 1
  • 1Neurologische Klinik der Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Düsseldorf

Einleitung: Alter >50 Jahre und Drogengebrauch sind unabhängige Risikofaktoren für die Entwicklung Virus-assoziierter kognitiver Defizite bei HIV-positiven Patienten. Diese werden gemäß einer internationalen Konvention in drei Grade unterteilt: in das asymptomatische neuropsychologische (1) und das milde neurokognitive (2) Defizit sowie in die HIV-assoziierte Demenz (3). Grundsätzlich sind im Bereich der Kognition verbale und Abstraktions-Fähigkeiten, Perzeption, Aufmerksamkeit, Lernen, Gedächtnis sowie motorische und sensorische Funktionen besonders betroffen. Außerdem kann das tägliche Leben hinsichtlich der Kommunikation mit Anderen, der Mobilität und der Regelung finanzieller Angelegenheiten eingeschränkt sein.

Hauptteil: Die am häufigsten von HIV-positiven Patienten benutzten Drogen (Alkohol, Cannabis, Amphetamine und seine Derivate sowie Heroin) beeinflussen nicht nur selbst die Kognition negativ, sondern verstärken über unterschiedliche Mechanismen (Stimulation der Virus-Replikation in bereits infizierten Zellen, direkt toxische Wirkung auf Neurone, Sensibilisierung der von dem HI-Virus benutzten Rezeptoren auf Zellen dendritischen Ursprungs) die schädigende Viruswirkung auf das Gehirn. Diese ist durch die antiretrovirale Kombinationstherapie (cART) mittel- und langfristig nicht zu verhindern, sondern nur in ihren Auswirkungen zu mildern, wird aber durch die natürliche Alterung des Gehirns und ggf. durch eine HCV-Ko-Infektion in dieser Patientengruppe verstärkt. Dies ist von besonderer Relevanz, da in den kommenden Jahren mehr als die Hälfte aller HIV-Infizierten älter als 50 Jahre sein wird. Vaskuläre Risikofaktoren (arterielle Hypertonie, Hypercholesterinämie und Diabetes) mit konsekutiver zerebro-vaskulärer Demenz werden in diesem Alter ebenfalls für kognitive Störungen relevant, zumal bei HIV-Patienten nicht selten metabolische Syndrome als Folge der antiretroviralen Therapie bestehen.

Schlussfolgerung: Der Drogengebrauchende, HIV-positive Patient oberhalb der Fünfzig ist aus unterschiedlichen Gründen besonders hinsichtlich Alltags-relevanter kognitiver Einschränkungen und einer dementiven Entwicklung gefährdet, was besondere Betreuungs- und Versorgungstrukturen erfordert.