Suchttherapie 2012; 13 - A18
DOI: 10.1055/s-0032-1330987

Evaluierung einer strukturierten Tabakentwöhnung in der Arztpraxis – Das Konzept Einfach Erfolgreich Rauchfrei (EER)

A Jähne 1, T Rüther 2, H Deest 3, H Gehrig 4, J de Zeeuw 5, K Mulzer 6
  • 1Universitätsklinikum Freiburg Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer – Comprehensive Cancer Center Freiburg (CCCF) und Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie
  • 2Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität, München
  • 3Praxis für Allgemein- und Arbeitsmedizin, Hamburg
  • 4Praxis für Zahnmedizin, Kandel
  • 5Medizinische Klinik 1, Petrus-Krankenhaus, Wuppertal
  • 6Medical Affairs OTC, Johnson & Johnson GmbH, Neuss

Hintergrund: Obwohl ein großer Teil von Patienten in ärztlichen Praxen den Tabakkonsum beenden möchte und von den Ärzten die Raucherentwöhnung als wichtig angesehen wird, werden Raucherentwöhnungstherapien im Praxisalltag kaum durchgeführt. Ziel war, eine einfache, strukturierte und rasch erlernbare Basistherapie zur Tabakentwöhnung (EINFACH ERFOLGREICH RAUCHFREI, EER), zu entwickeln, die es niedergelassenen Ärzten ermöglicht, mit einem relativ geringen Zeitaufwand bei aufhörwilligen Rauchern eine Tabakentwöhnung durchzuführen. In ihrer Wirksamkeit geprüfte, leitlinienbasierte Therapieelemente wurden für das Konzept in neuer Form kombiniert und ihre Anwendung mittels eines Gesprächsleitfadens vereinfacht. Wesentliche Therapieinhalte waren dabei die Identifikation aufhörbereiter Raucher, die Stärkung der Änderungsmotivation, an den Abhängigkeitsgrad adaptierte Nikotinsubstitution, die Bewältigung von Entzugssymptomen und eine Rückfallprophylaxe. Patienten wurden hierfür in fünf Gesprächen bis zu drei Monaten begleitet.

Ziel: In einer nicht interventionellen Studie sollte die Akzeptanz des Therapiekonzeptes EINFACH ERFOLGREICH RAUCHFREI in der niedergelassenen ärztlichen Praxis untersucht und die Anwendbarkeit des Konzeptes durch den Arzt/die Ärztin beurteilt werden.

Methode: Das Konzept EER ist seit Oktober 2010 verfügbar. Über Anzeigen in Fachzeitschriften wurden Ärzte aus dem hausärztlich tätigen Bereich rekrutiert, die Tabakentwöhnung nach EER bereits durchführen oder durchführen möchten. Die Ärzte wurden über einen web-basierten Fragebogen zu ihren Erfahrungen bei der Anwendung des Konzeptes und deren Effektivität befragt.

Ergebnisse: 177 Ärzte bekundeten Interesse an der Studie. In der vorläufigen Analyse der laufenden Studie liegen bisher Daten von 43 Ärzten und 147 Patienten vor. Die Basisdaten der Patienten zeigten ein medianes Alter von 49 Jahren, einen Rauchkonsum von 20 Zigaretten/Tag und einen Fagerström-Wert von 5.2. Aufgrund einer hohen Prävalenz von chronischen und sonstigen Erkrankungen (pulmonal 34%, kardiologisch 22%) wurde mehr als die Hälfte der Patienten von ihrem Arzt als leicht bis deutlich krank eingestuft. In einer ersten Analyse war die Abbruchquote im 3-monatigen Untersuchungszeitraum mit 33% moderat, wobei hiervon die Hälfte der Patienten keine weitere Unterstützung bei Tabakabstinenz wünschte. Als Medikation setzten die Patienten überwiegend Pflaster ein. Die Beobachtungszeit lag im Median bei 89 Tagen, die Dauer der Beratungsgespräche betrug im Mittel 10 Minuten. Die Ärzte bewerteten die Anwendbarkeit des Programms, die Compliance bei und den Therapienutzen für die Patienten als gut ein. Die ersten Zahlen zur Effektivität zeigten eine Abstinenzquote zu Behandlungsende von 56%.

Zusammenfassung: Die Kombination aus strukturierter Beratung und Nikotinsubstitution im Programm EINFACH ERFOLGREICH RAUCHFREI zeigte eine gute Integration im ärztlichen Praxisalltag, eine gute Haltequote der Patienten und hohe Anwendungszufriedenheit bei den Ärzten. Gemäß der vorläufigen Ergebnisse stellt sich das Konzept als alltagstauglich und zeiteffektiv dar.