Pneumologie 2013; 67 - WS2
DOI: 10.1055/s-0033-1334802

Ein translationales Tiermodell für das allergische Asthma des Menschen im Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus)

C Curths 1, 2, T Becker 2, FJ Kaup 2, C Schlumbohm 3, K Sewald 1, JM Hohlfeld 1, S Dunker 1, A Braun 1, S Knauf 1, 2
  • 1Fraunhofer ITEM, Hannover
  • 2Deutsches Primatenzentrum GmbH, Leibniz-Institut für Primatenforschung, Göttingen
  • 3Encepharm GmbH, Göttingen

Allergisches Asthma ist eine entzündliche, chronisch obstruktive Atemwegserkrankung des Menschen. Die steigende Inzidenz der Erkrankung macht die Entwicklung moderner Biopharmazeutika zur Therapie von insbesondere schweren und behandlungsresistenten Verläufen des Asthma bronchiale nötig. Aufgrund der phylogenetisch engen Verwandtschaft zum Menschen eignen sich nichtmenschliche Primaten besonders zur präklinischen Testung von humanspezifischen Biopharmaka.

Weißbüschelaffen wurden gegen Hausstaubmilbenextrakt (HDM) sensibilisiert (n = 5). Dermatophagoides pteronyssinus-Extrakt (Greer) wurde in einer Dosierung von 10 µg plus 1,5 mg Aluminiumhydroxid (Thermo Scientific) pro Tier, über sechs Wochen einmal wöchentlich subkutan injiziert. Jeweils vor und nach der Sensibilisierung wurde ein Haut-Pricktest durchgeführt. Die Tiere wurden einer Aerosolprovokation unterzogen. Dazu wurden sechsmal über drei Wochen HDM-Dosen von 0,5 bis 5 µg intratracheal mittels Microsprayer instilliert. Als Kontrolle wurden nur provozierte bzw. unbehandelte Tiere verwendet. Lungenlavageproben (BAL) dienten der Bestimmung von Zellen und Zytokinen. Zusätzlich wurden Lungenfunktionsmessungen durchgeführt.

Als Bestätigung der erfolgreichen Sensibilisierung zeigten sämtliche sensibilisierten Tiere im Pricktest eine Reaktion auf D. pteronyssinus, allerdings auch eines der Kontrolltiere. Die HDM-Provokation führte bei sensibilisierten Tieren zu einer markanten Eosinophilie in der BAL. Der Prozentwert der Eosinophilen stieg von 0 ± 0% auf 53 ± 12% an, wobei der Anteil der Lymphozyten vor bzw. nach der Allergen-Challenge 8 ± 2% bzw. 5 ± 1% (mean ± SEM, n = 4) betrug. Die Methacholin (MCh)-provozierte Bronchokonstriktion ergab eine Hyperreagibilität der sensibilisierten Tiere gegenüber den Kontrolltieren und naiven Tieren. Der Anstieg der Lungen-Resistance nach Applikation von 0,5 µg MCh war bei sensibilisierten Tieren mit 150 ± 28% signifikant höher als bei unbehandelten Affen 70 ± 16% (p = 0,018, n = 11, mean ± SEM) und gegenüber den nur HDM-provozierten Tieren ebenfalls erhöht (88 ± 44%, n = 2, mean ± SEM).

Im Weißbüschelaffen ist ein asthmatischer Phänotyp mit Eosinophilie und Hyperreagibilität induziert worden. Die Ergebnisse sollen genutzt werden, ein translationales Modell zur präklinischen Testung von neuartigen anti-inflammatorischen Substanzen zur Therapie des Asthma bronchiale des Menschen aufzubauen.