Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - A16
DOI: 10.1055/s-0033-1336803

Metastasiertes Magenkarzinom in der Schwangerschaft – ein Fallbericht

K Mayer-Pickel 1, U Lang 1, K Tamussino 1, E Petru 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Graz

Fragestellung: Magenkarzinome sind ein seltenes Ereignis in der Schwangerschaft und befinden sich zum Zeitpunkt der Diagnose meist in einem fortgeschrittenen Stadium.

Fallbericht: Eine 26-jährige Para 1 wurde in der 10. SSW wegen Hyperemesis an der Universitätsfrauenklinik Graz vorstellig. Es zeigte sich eine intakte intrauterine Schwangerschaft. Aufgrund ausgeprägter Oberbauch- und Unterbauchschmerzen wurde im Rahmen eines internistischen Konsils ein Mallory-Weiss-Syndrom diagnostiziert. Wegen einer Zunahme der Beschwerden vor allem im rechten Unterbauch wurde in der 20. SSW ein MR des Beckens durchgeführt und anschließend wegen eines auffälligen Adnexbefundes rechts eine Adnexektomie und Appendektomie per medianer Unterbauchlaparotomie durchgeführt. Der Oberbauch zeigte sich intraoperativ palpatorisch unauffällig Die Histologie ergab ein muzinöses bzw. siegelringzelliges Adenokarzinom, vereinbar mit einem Krukenbergtumor. Eine Gastroskopie in der 22. SSW bestätigte ein Magenkarzinom.

Eine Chemotherapie mit 2 Zyklen mit Anthracyclin, 5-FU und Cisplatin wurde im Rahmen eines interdisziplinären Tumorboards als Therapie festgelegt und eingeleitet. In der 34+0. SSW wurde eine elektive Sectio durchgeführt und ein 2000 g schwerer Knabe mit APGAR 9/9/9 entbunden. Die Plazentahistologie zeigte keine Absiedelungen. Postpartal wurde eine palliative Chemotherapie nach dem FLP-Schema (5-FU, Leukovorin und Cisplatin) eingeletet, welche dann aufgrund Befundpersistenz auf das Folfiri-Schema (Leukovorin, 5-FU, Irinotecan) umgestellt wurde. Weitere Zyklen konnten aufgrund einer zunehmenden Verschlechterung des Allgemeinzustandes nicht mehr durchgeführt worden. Die Patientin verstarb 5 Monate post partum bzw. 9 Monate nach Diagnosestellung.

Schlussfolgerung:

Symptome eines Magenkarzinoms in der Schwangerschaft können als schwangerschaftsspezifische Beschwerden fehlgedeutet werden. Das fetale Outcome ist mit einer Überlebensrate von über 70% gut, wohingegen das maternale Outcome ungünstig ist. Plazentare Metastasen sind bislang in der Literatur mehrfach beschrieben. Fetale Metastasen wurden bisher noch nie beobachtet.

Krukenbergtumoren kommen in 65 – 71% der Fälle bei prämenopausalen Frauen unter 50 Jahren und in 44 – 53% bei Frauen unter 40 Jahren vor.

Die Therapie in der Schwangerschaft besteht üblicherweise aus einer Chemotherapie mit Anthrazyklinen und Cisplatin. Im Falle eines positiven HER-2/neu Status kann Trastuzumab verabreicht werden.

Ob eine frühe Diagnose mittels Gastroskopie und Biopsie das maternale Outcome wesentlich beeinflusst, sei dahingestellt. Dennoch sollte man bei therapieresistenten gastrointestinalen Beschwerden bzw. einer auffälligen Eigen- und/oder Familienanamnese an die Möglichkeit eines Magenkarzinoms denken.

Literatur:

[1] Tamussino K, Scholl W, Reich O, Winter R. Gastric carcinoma presenting as a Krukenberg tumour in the 24th week of gestation. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 1995; 62:251 – 2.

[2] Jaspers VK, Gillessen A and Quakernack A. Gastric cancer in pregnancy: Do pregnancy, age or female sex alter the prognosis? Case reports and review Eur J Obstet Gynecol 1999; 87:13 – 22

[3] Holtz F, Hart WR. Krukenberg tumor of the ovary: A clinicopathologic analyses of 27 cases. Cancer 1982;50:2438 – 47.

[4] Silva PD, Porto M, Moyer DL, Lobo RA. Clinical and ultrastructural findings of an androgenizing Krukenberg tumor in pregnancy. Obstet Gyn 1988;71: 432 – 4.

[5] Mackey JR, Hugh J, Smylie MAU. Krukenberg tumor complicated by pregnancy. Gynecol Oncol 1996;61:153 – 5. Ovar