Zusammenfassung
Ziel:
Im Rahmen einer multizentrischen Kohortenstudie von Absolventen und Absolventinnen
des Medizinstudiums wurde die Frage untersucht, in welchen beruflichen und privaten
Konstellationen die fachärztliche Weiterbildung begonnen wurde. Unter besonderer Berücksichtigung
geschlechtsspezifischer Unterschiede wurden u. a. die Vertragsgestaltung, die Arbeitszeiten,
die Berufstätigkeit des Partners bzw. der Partnerin sowie der zeitliche Aufwand für
Tätigkeiten im Haushalt bzw. bei der Kinderbetreuung analysiert.
Methodik:
Es wurde eine standardisierte postalische Befragung aller Absolventinnen und Absolventen
des Medizinstudiums des Jahrgangs 2009 in den medizinischen Fakultäten Erlangen, Gießen,
Hamburg, Heidelberg, Köln, Leipzig und Magdeburg durchgeführt. Die Zweitbefragung
erfolgte ein Jahr nach Ende des Praktischen Jahres (N=1 009); die Rücklaufquote betrug
87%. Angewandt wurden deskriptive Statistik und Regressionsanalysen.
Ergebnisse:
Unter geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten zeigt diese Untersuchung, dass Ärztinnen
im Vergleich zu Ärzten bei vielen als karriererelevant geltenden Aspekten der beruflichen
und sozialen Situation bereits zu Beginn der Weiterbildung im Rückstand sind, insbesondere
wenn Kinder vorhanden sind. Wir fanden mehre Hinweise auf eine Persistenz der traditionellen
Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau in der Partnerschaft, unabhängig davon ob ein
Kind vorhanden war. In den neuen Bundesländern fanden wir einen signifikant höheren
Anteil von Befragten mit Kind, und einen höheren Anteil von Befragten mit professionell
betreutem Kind.
Schlussfolgerungen:
Im weiteren Verlauf der Untersuchung wird die Zahl der Kinder bei den Befragten vermutlich
zunehmen, was eine Überprüfung der beschriebenen geschlechtsspezifischen Unterschiede
ermöglichen wird. Dies gilt vor allem für die Frage, wie sich die anfänglichen Unterschiede
zwischen den Geschlechtern im weiteren Berufsverlauf auswirken.
Abstract
Aim:
This study investigated the professional and the private situation of medical interns
at the onset of their postgraduate training in Germany. We analysed the contractual
situation and the working hours in the hospital, the professional situation of the
partner and the number of hours invested in private life with special reference to
gender and children.
Method:
A standardised postal survey was conducted among all last year medical students in
the medical faculties of Erlangen, Giessen, Hamburg, Heidelberg, Cologne, Leipzig
and Magdeburg after entering postgraduate training. 1 009 were contacted for a first
follow-up one year later and 87% responded. Descriptive statistics and regression
analysis were performed.
Results:
The analysis shows that female physicians are disadvantaged compared to males with
regard to various professional and private conditions relevant for career development,
especially when children are present. We found a large number of hints pointing towards
a persistence of traditional role patterns within the couple relationship. These conditions
differed substantially between the regions of former German Federal and former German
Democratic Republic.
Conclusions:
A growing number of children in the study population in the course of the longitudinal
analysis will show if these gender-related differences persist in the course of the
training period and which influences on career development can be observed.
Schlüsselwörter
fachärztliche Weiterbildung - Geschlechter - Ärzteschaft - berufliche Situation -
private Situation
Key words
postgraduate medical training - gender - medical workforce - professional situation
- private situation