Radiopraxis 2013; 6(02): 107-120
DOI: 10.1055/s-0033-1344031
CRTE – Continuing Radiological Technologist Education
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostische Auswirkungen von Thoraxfehleinstellungen

Diagnostic Impact of Inaccurate Technique in Chest Radiography
S. Kauck
,
A. Chavan
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Publication Date:
06 June 2013 (online)

Thoraxfehleinstellungen sind ein Risiko für Fehlinterpretationen durch den Arzt. Ein vorgetäuschter Pleuraerguss durch Verprojektion, eine offenbare Herzinsuffizienz durch mangelnde Inspirationstiefe, ein Pneumothorax durch die Abbildung einer Hautfalte, ein unentdeckter Pneumothorax durch falsche Atemlage oder durch Überlagerung der Schulterblätter oder ein fälschlich suggeriertes Atemnotsyndrom bei einem Neugeborenen durch Unterbelichtung sind einige solcher Beispiele. Diese Fehlinterpretationen haben ggf. falsche therapeutische Maßnahmen und somit einen möglichen Schaden für den Patienten zur Konsequenz. Im Umkehrschluss können durch sorgsames Arbeiten bei der Erstellung der Thoraxaufnahme – mit Bedacht auf mögliche Fehlerquellen – Fehlbefundungen vermindert werden. Daraus erschließt sich der hohe Stellenwert einer gut eingestellten Thoraxaufnahme, die dem Arzt eine korrekte Bildanalyse erleichtert.

Abstract

Improper patient positioning, insufficient inspiration or incorrect exposure parameters may result in chest radiographs that pose diagnostic difficulties to the radiologist. Patient rotation may give the impression of an unilateral pleural effusion. Inadequate inspiration on the chest radiograph could incorrectly suggest cardiac failure. A skin fold could mimic a pneumothorax or, on the other hand, a pneumothorax may be overlooked due to superimposition of structures such as the scapula or on account of the radiograph not have been carried out in expiration. Underexposure may lead to an incorrect diagnosis of an infant respiratory distress syndrome. These are but a few examples. Misinterpretation of radiographs may lead to false therapeutic measures possibly at the expense of the patient. By paying attention to details and being aware of the possible sources of errors, radiographs of inadequate quality can be avoided. A qualitatively high examined chest radiograph enhances diagnostic accuracy and simplifies interpretation.

Kernaussagen
  • Thoraxfehleinstellungen können zu einer Fehldiagnose eines Pneumothorax bzw. eines Pleuraergusses, eines pneumonischen Infiltrats, einer diffusen Lungenerkrankung, eines Herzfehlers bzw. einer kardialen Dekompensation führen. Am anderen Ende des Spektrums können bedeutende Befunde wie Knochenfrakturen, Pneumothoraces und pneumonische Infiltrate übersehen werden.

  • Eine Dezentrierung der Röntgenröhre oder eine verdrehte Lagerung des Patienten kann zur fälschlichen Aufhellung oder Verdichtung einer Lungenseite führen.

  • Unterbelichtungen erschweren die Beurteilung von feinen Lungenstrukturen. Ein Atemnotsyndrom bei Neugeborenen und eine diffuse Lungenerkrankung bei Erwachsenen sind die möglichen hieraus resultierenden Fehldiagnosen.

  • Durch die Fehlpositionierung der Schulterblätter kann ein Befund, wie z. B. ein Pneumothorax, durch Überlagerung unentdeckt bleiben.

  • Eine falsche Atemlage des Patienten kann je nach Fragestellung Befunde vortäuschen (z. B. Lungenödem) oder verdecken (z. B. Rippenfrakturen).

  • Bei Traumapatienten können durch ausgeblendete Thoraxabschnitte, durch unzureichende Patientenpositionierung oder inkorrekte Atemlage Rippenfrakturen übersehen werden.

  • Suspekte Bildeindrücke, hervorgerufen durch Artefakte oder Fremdmaterialien wie Hautfalten

  • Dichtes Textil oder defektes Raster können unreale Befunde verursachen.

 
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