Handchir Mikrochir Plast Chir 2013; 45(03): 159
DOI: 10.1055/s-0033-1349836
Kommentar
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar zur Übersichtsarbeit „Maligne Knochentumoren der Hand“

Comment on Overview “Malignant Bone Tumors of the Hand”
M. Lehnhardt
1   Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Handchirurgiezentrum, Referenzzentrum für Gliedmaß­en­tumoren, BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Ruhr Universität Bochum
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eingereicht 21 June 2013

akzeptiert 21 June 2013

Publication Date:
16 July 2013 (online)

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Kompliment an die Autoren der Übersichtsarbeit „Maligne Knochentumoren der Hand“ zur Wahl dieses wichtigen Themas.

In der vorliegenden Arbeit stellen die Verfasser Chondrosarkome, Ewing Sarkome, Osteosarkome, Lymphome und Metastasen als maligne Tumorentitäten an den Knochen der Hand vor und präsentieren diagnostische und therapeutische Möglichkeiten.

Von allen Sarkomen, die per se mit einer Häufigkeit von etwa 1% aller soliden Raumforderungen eher selten vorkommen [1], sind nur 2% an der Hand lokalisiert [2]. Diese Zahlen decken sich mit denen aus unserem Patientengut, in dem bei bisher 3 000 operierten Patienten die Weichteilsarkome im Handbereich 2,8% ausmachen. Diese Zahl reduziert sich zusätzlich auf 0,7%, filtert man isoliert nach knöchernen Sarkomen an der Hand. Hinzugezählt sind auch ausgewählte Riesenzelltumoren.

Diese niedrigen Inzidenzen mögen Grund dafür sein, dass die Autoren leider keine eigenen klinischen Fälle zu Knochentumoren der Hand präsentieren. Somit stellen die gezeigten Bilder zur Strahlamputation und freien Lappenplastik bei Weichteilsarkom und Melanom an der Hand mehr Behandlungsvorschläge als die gewonnene Expertise der Autoren auf dem Gebiet der Therapie von malignen Knochentumoren an der Hand dar.

Ergänzend zu den angesprochenen Differentialdiag­nosen sollten bei der Betrachtung der malignen Knochentumore an der Hand pigmentierte villonoduläre Synovialitiden bzw. synoviale Riesenzelltumore Beachtung finden. Diese von Sehnenscheiden und Gelenkkapseln ausgehenden Tumore können ein lokal aggressives Wachstum zeigen und Knochenläsionen hervorrufen. Die Rezidivwahrscheinlichkeit darf je nach anatomischer Lokalisation an der Hand mit beschriebenen Raten zwischen 9–40% als hoch eingestuft werden [3]. Das richtige Ausmaß an Radikalität bei der Planung und Durchführung der Resektion dieser Tumore erfordert insbesondere eine enge Absprache mit den Pathologen, die das biologische Verhalten beurteilen.

Auch sehr seltene destruierende Erkrankungen, wie das Gorham-Stout-Syndrom sollten dem Behandlungsteam als mögliche Differentialdiagnosen präsent sein [4].

Die Bestrahlung bleibt Gegenstand intensiver Diskussion. Zeigt die Radiation bei malignen Knochenprozessen prinzipiell nur geringe Ansprechraten, muss bei drohendem Funktionsverlust eine Bestrahlung im Bereich der Hand unter zusätzlicher, besonderer Abwägung diskutiert werden.

Zusammenfassend erfordert die operative Behandlung maligner Tumoren der Hand das gesamte Spektrum der plastischen Widerherstellungschirurgie, um Amputationen zu vermeiden und/oder Sofortrekonstruktionen vorzunehmen [5] [6].

Wichtigstes Fazit bei Vorliegen eines malignen Knochentumors im Bereich der Hand bleibt die Forderung, dass auf Grund der Komplexität die Therapie spezialisieren Zentren vorbehalten bleiben sollte, die über entsprechende Erfahrung und Expertise in der operativen Versorgung, in den Möglichkeiten der rekonstruktiven Chirurgie als auch über integrierte, interdisziplinäre Tumorboards verfügen.