NOTARZT 2013; 29 - A10
DOI: 10.1055/s-0033-1350100

Notarztweiterbildung – Befragung von Kursteilnehmern zu Weiterbildungsbedingungen und Motivation

F Reifferscheid 1, U Harding 1
  • 1Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel

Fragestellung: Längere Transportwege durch die Konzentration des medizinischen Leistungsangebotes in Zentren und die steigende Zahl der Notarzteinsätze aufgrund des demografischen Wandels stellen das Notarztsystem vor neue Herausforderungen. Daneben bedroht der allgemeine Ärztemangel auch die Zukunft der flächendeckenden notärztlichen Versorgung. Um mehr über Motivation und Weiterbildungsbedingungen junger Kollegen zu erfahren wurde eine Befragung bei Teilnehmern von Notarztkursen durchgeführt.

Material und Methoden: Im Internet wurden 33 für 2010 geplante Notarztkurse ermittelt. Von März bis Dezember 2010 wurden den Teilnehmern (TN) von 19 Kursen Fragebögen mit 22 Fragen zu Person, Motivation, Unterstützung durch den Arbeitgeber und Zielen des Kursbesuchs vorgelegt.

Ergebnisse: Von 2050 Fragebögen wurden 970 (47,3%) ausgefüllt. Die TN (480 männlich) waren im Mittel 31,8 ± 5,2 Jahre alt und besuchten den Kurs nach 3,7 ± 4,3 Jahren klinischer Tätigkeit. 907 waren in der Weiterbildung (237 Chirurgie, 320 Innere Medizin, 269 Anästhesie, 52 andere, 29 keine Angabe). 751 TN wollten aktiv als Notarzt tätig werden (196 vielleicht), 213 strebten den kassenärztlichen Notdienst an (402 vielleicht), für 309 war die Teilnahme Auflage vom Arbeitgeber (AG). Die Kursteilnahme wurde durch Bildungsurlaub (489), Freistellung (258), Erholungsurlaub (112) oder Freizeit (85) ermöglicht und bei 493 voll und 177 anteilig vom AG finanziert, Notwendige Übernachtungskosten wurden vom TN (525) oder vom AG (287) getragen. Das Einsatzpraktikum planten 582 TN in Freizeit oder Urlaub, 204 sollten freigestellt werden und 119 gaben an, aus der regulären Arbeitszeit heraus Einsätze fahren zu können. 682 TN erhofften sich durch den Kurs mehr Sicherheit im Umgang mit innerklinischen Notfällen, 560 wollten am Notarztdienst der eigenen Abteilung teilnehmen und 511 wollten freiberuflich als Notarzt tätig werden, dazu planten 388 einem Notarztpool beizutreten.

Schlussfolgerung: Das Interesse an der Zusatzweiterbildung Notfallmedizin ist groß. Obwohl der Kursbesuch bei über 50% vom Arbeitgeber unterstützt wird, muss ein großer Teil das Einsatzpraktikum in der Freizeit organisieren, was die Weiterbildung gerade in einsatzschwachen Bereichen erschwert. Nur 58 bzw. 53% planen die Tätigkeit als haupt- bzw. freiberuflicher Notarzt. Bei bereits sichtbaren Engpässen in der (not-) ärztlichen Versorgung in Deutschland ist es an der Zeit, dass Arbeitgeber und Kostenträger gemeinsam Lösungen schaffen, um die Weiterbildung der künftigen Notärzte zu sichern.