Suchttherapie 2013; 14 - PL_7
DOI: 10.1055/s-0033-1351402

Rauchen und Tabakabhängigkeit – was wissen wir über die Wirksamkeit von Prävention und Behandlung?

A Batra 1
  • 1Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Tübingen

Einleitung:

Trotz sinkender Prävalenzen des Rauchens in der Gruppe der Jugendlichen ist weiter von einer hohen Attraktivität des Rauchens und einem hohen Raucheranteil von ca. 27% in der erwachsenen Bevölkerung auszugehen. Etwa 14% der über 15-jährigen Menschen in Deutschland gelten als abhängige Raucher. Die Funktionalität des Tabakkonsums als eine Grundlage der Abhängigkeitsentwicklung ist sowohl auf psychosoziale Verstärkerbedingungen als auch die neurobiologischen Wirkungen des Nikotins zurückzuführen. Auf der Basis der psychosozialen und neurobiologischen Modelle für die Entstehung der Tabakabhängigkeit sind die hohen Rückfallquoten bei Abstinenzversuchen zu erklären. Die Tabakabhängigkeit weist dabei alle Kriterien der Abhängigkeitsentwicklung auf.

Methode:

In Rahmen der Entwicklung der S3-Leitlinien der AWMF zur Behandlung des schädlichen und abhängigen Tabakkonsums wurden systematische Literaturrecherchen zur Wirksamkeit der psychotherapeutischen und pharmakologischen Behandlungsformen durchgeführt.

Ergebnisse:

Die Empfehlung und Beratung von Rauchern mit der motivierenden Gesprächsführung sind geeignete Maßnahmen zur Stärkung der Aufhörmotivation. Verhaltenstherapeutische Strategien unterstützen die Verhaltensänderung, medikamentöse Hilfen erleichtern die Überwindung der Entzugssymptomatik. Eine Kombination medikamentöser und psychotherapeutischer Hilfen ermöglicht Abstinenzquoten von bis zu 30 – 40% nach einem Jahr. Niederschwellige Angebote wie Selbsthilfebücher, Telefonberatungen und internetbasierte Aufhörprogramme ergänzen das evidenzbasierte Behandlungsangebot. Dargestellt werden darüber hinaus seltene, nicht evidenzbasierte Interventionsformen und neue Strategien, die eine wichtige Bereicherung der vorhandenen Behandlungsverfahren werden, aber auch notwendige Prinzipien in der Primärprävention, die einen Einstieg in den Tabakkonsum verhindern helfen könnten.

Schlussfolgerung:

Neben der professionellen Unterstützung des Rauchers bei der Entscheidung zur Beendigung des Rauchverhaltens stehen zahlreiche wirksame Aufhörhilfen zur Verfügung. Kontroverse Diskussionen bzgl. der Notwendigkeit einer medikamentösen oder psychotherapeutischen Unterstützung des abhängigen Rauchers sind auf der Basis der zahlreichen Studien zur Effektivität dieser Maßnahmen nicht verständlich. Für die Tabakabhängigkeit ist die Anerkennung als behandlungspflichtiges Störungsbild in gleicher Weise zu fordern und zu realisieren wie für andere stoffgebundene Abhängigkeitserkrankungen.