Suchttherapie 2013; 14 - S_03_2
DOI: 10.1055/s-0033-1351413

Wirksamkeit von Alkoholprävention aus internationaler Forschungsperspektive – Ergebnisse der aktualisierten BZgA-Expertise zur Prävention des Substanzmissbrauchs

A Bühler 1, J Thrul 1
  • 1Institut für Therapieforschung, München

Einleitung: Ziel der aktualisierten Expertise ist es, die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Prävention des Substanzmissbrauchs und problematischen Glückspielverhaltens anhand von aktuellen qualitativ hochwertigen Reviews und Meta-Analysen zu beurteilen. Wirksamkeit wird hier definiert als Verhinderung, Verzögerung oder Reduktion des Konsum- und Glückspielverhaltens anderen bei der universellen und selektiven Stichprobe von Kindern und Jugendlichen. In diesem Beitrag wird der Fokus gelegt auf Forschung und Schlussfolgerungen zur Effektivität von alkoholpräventiven Maßnahmen, die im Setting Schule und Freizeit angesiedelt sind. Zielgruppe der Expertise sind Verantwortliche für Suchtprävention (Entscheidungsträger) auf allen handlungspolitischen Ebenen sowie Personen, die mit der Entwicklung und/oder Durchführung präventiver Maßnahmen betraut sind.

Methode: Für den Zeitraum 2004 bis 2012 wurden 66 Veröffentlichungen systematisch identifiziert und ausgewählt (darunter 17 Metaanalysen und 37 systematische Reviews). Die Arbeiten wurden anhand eines Kodierrasters von zwei Beurteilern unabhängig voneinander inhaltlich und methodisch eingeschätzt. Die Schlussfolgerungen wurden gemeinsam formuliert. Jede Schlussfolgerung erhielt einen Evidenzstärkegrad von A bis F und wurde mit einem Hinweis versehen, auf welchen Arbeiten sie basiert.

Diskussion/Ergebnisse: Als wirksamer universeller Ansatz in der Schule haben sich alkoholspezifische verhaltensbezogene Interventionen und bestimmte Lebenskompetenzprogramme und ein Verhaltenssteuerungsprogramm erwiesen. Zudem können Maßnahmen, die am Schulsystem ansetzen, wie z.B. Schulaktionsteams, Aktionen zur Verbesserung des Schulklimas alkoholpräventiv sein. Konkrete wirksame universelle Ansätze im Handlungsfeld Freizeit und Freunde (z.B. Sportvereine, Partysetting, Peer- und Mentorenprogramme) sind noch immer nicht identifiziert. Hier muss noch relativ allgemein auf qualitativ hochwertig umgesetzte außerschulische Programme zur Förderung der personalen und sozialen Kompetenz verwiesen werden. Es ergeben sich aus den wenig aussagekräftigen Studien zur Prävention im Nachtleben allerdings Hinweise auf den Sinn von verhältnisbezogenen Maßnahmen zur Alkoholprävention in Community, mit Barpersonal und polizeilichen Einsätzen.

Schlussfolgerung: Diskutiert wird die Einordnung wissenschaftlichen Wissens für die evidenz-basierte Praxis.

Firmenbeziehungen: Ich führe derzeit eine nicht klinische Studie zur Entwicklung der Nikotinabhängigkeit durch, die von Pfizer Inc. gefördert wird.