Suchttherapie 2013; 14 - S_04_2
DOI: 10.1055/s-0033-1351417

Cannabis und Depression – Ergebnisse der randomisiert-kontrollierten CANDIS-Studie

E Hoch 1
  • 1Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim

Einleitung: Affektive Störungen treten bei Jugendlichen und Erwachsenen mit Cannabisstörungen häufig auf. Bislang gibt es nur wenige Studien, in denen der Verlauf von komorbiden Depressionen in cannabisspezifischen Kurzinterventionen untersucht wurde.

Methode: N = 122 Personen mit Cannabismissbrauch oder -abhängigkeit (DSM-IV) im Alter von 16 bis 44 Jahren nahmen an einer prospektiven, randomisiert-kontrollierten cannabisspezifischen Interventionsstudie teil. Cannabisstörungen, Affektive Störungen und andere psychische Störungen (DSM-IV) wurden mittels des standardisierten, computerisierten Munich Composite International Diagnostic Interview (M-CIDI) vor Therapiebeginn und nach Therapieende erhoben. Das Beck-Depressions-Inventar (BDI) wurde ebenfalls zu Therapiebeginn, Therapieende und in den 3- und 6-Monatskatamnesen eingesetzt. Die Behandlung bestand aus 10 Sitzungen manualisierter Einzeltherapie. Personen, die zur Wartekontrollgruppe randomisiert wurden, konnten nach einer Wartezeit von 8 Wochen die Behandlung beginnen.

Diskussion/Ergebnisse: In der vorliegenden hoch komorbiden Stichprobe von Patienten mit Cannabisstörungen treten depressive Störungen nach Nikotinabhängigkeit, Alkoholstörungen und Angststörungen am häufigsten auf. Ein Viertel (23%) der Studienteilnehmer erfüllte im Lebenszeitraum die DSM-IV-Kriterien einer Major Depression, 16% der Studienteilnehmer die Kriterien einer Dysthymie. Im Zeitraum der letzten vier Wochen vor Therapiebeginn lag die Diagnose einer Affektiven Störungen seltener vor als die einer Dysthymie (Major Depression: 6%; Dysthymie: 11%). 13% der Stichprobe schätze sich selbst im Beck-Depressions-Inventars (BDI) als “klinisch depressiv” ein. Zwischen Therapiebeginn und Therapieende gab es keine Veränderung in der Anzahl der Patienten mit einer Diagnose einer „Major Depression“. Die Anzahl der Personen mit einer Diagnose „Dysthymie” verringerte sich jedoch signifikant (vollständige Remission in 8 von 10 Fällen). Dysthymie und hohe BDI-Werte zu Therapiebeginn waren mit einem erhöhten Rückfallrisiko assoziiert. Hohe Depressionswerte im BDI waren mit signifikant niedrigeren Abstinenzraten zu Therapieende assoziiert.

Schlussfolgerung: Akute Depressionen müssen intensiv und als eigenständiges Therapieziel im Rahmen der Cannabisentwöhnung behandelt werden, damit eine Besserung der Symptomatik und eine Sicherung der Abstinenz erzielt werden kann.