Suchttherapie 2013; 14 - S_23_2
DOI: 10.1055/s-0033-1351492

Die Beeinflussbarkeit von Delay Discounting bei pathologischen Spielern

A Wiehler 1, S Miedl 1, C Büchel 1, J Peters 1
  • 1UKE Hamburg-Eppendorf

Einleitung: Pathologisches Glückspiel ist mit einer Reduzierung der Impulskontrolle verbunden. In Aufgaben des "Delay Discouting" (DD) müssen wiederholt Entscheidungen zwischen sofortigen und verzögerten finanziellen Belohnungen getroffen werden. Es konnte gezeigt werden, dass Patienten mit pathologischen Glücksspielverhalten in diesen Aufgaben verzögerte Belohnungen stärker als gesunde Kontrollprobanden abwerten. Unklar, ob sich dieses Entscheidungsverhalten beeinflussen lässt.

Methode: Die DD-Aufgabe besteht für die Probanden darin, sich wiederholt zwischen kleineren, sofortigen und größeren, aber verzögerten Belohnungen zu entscheiden. Während dieser Entscheidungen wurden glücksspielbezogene Bilder präsentiert, die unterschiedlich stark Craving auslösten. In einer zweiten Studie wurde diese DD-Aufgabe mit persönlichen Plänen der Probanden verknüpft. Eine Analyse der Entscheidungen erfolgt mit den Methoden der kognitiven Modellierung. Parallel wurde die Hirnaktivität der Probanden mittels funktioneller Magnetresonanztomografie aufgezeichnet.

Diskussion/Ergebnisse: Patienten mit pathologischen Glücksspielverhalten werten verzögerte Belohnungen stärker ab als gesunden Kontrollprobanden. Die Präsentation von hoch Craving auslösenden Bildern führte im Vergleich zu wenig Craving auslösenden Bildern zu impulsiveren Entscheidungen in der Gruppe der Glücksspieler. Die neuronale Repräsentation der Optionswerte folgt diesem Muster.

Schlussfolgerung: Patienten mit pathologischen Glücksspielverhalten werten verzögerte Belohnungen stärker ab als gesunde Kontrollprobanden. Dieses dysfunktionale Entscheidungsverhalten zeigt sich zwar auch schon in einem neutralen Kontext, kann aber durch eine glücksspielbezogene Umgebung noch verstärkt werden. Das Entscheidungsverhalten während einer DD-Aufgabe ist somit nicht determiniert, sondern kontextabhängig und kann beeinflusst werden. Unklar bleibt, ob eine Verringerung des impulsiven Verhaltens durch eine Intervention möglich ist.