Suchttherapie 2013; 14 - S_26_2
DOI: 10.1055/s-0033-1351504

Was bedeutet integrierte Suchtpolitik?

R Ernst 1
  • 1Stadt Frankfurt am Main

Die Frankfurter Drogenpolitik und der so genannte Frankfurter Weg basieren seit Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre auf den vier Säulen Prävention, Beratung, Überlebenshilfe und Repression. Steigende Zahlen von HIV-Infektionen und Drogentodesfällen sowie offene Drogenszenen gaben damals den Ausschlag für die Wende hin zu gesundheits- und sozialpolitischen Hilfen für Abhängige sowie Repressionen gegen illegalen Drogenhandel. Die Erreichbarkeit von Drogenkonsumenten hat sich seitdem deutlich verbessert, die Zahl der Drogentoten seit 1991 mehr als halbiert. Dennoch müssen sich Kommunen in der Drogen- und Suchtpolitik immer neuen, ständig wechselnden Herausforderungen stellen. Die globalen Drogenmärkte sind via Internet inzwischen vom Wohnzimmer aus zu erreichen. Neue psychoaktive Substanzen wie Legal Highs werden produziert, beworben und vertrieben, ohne dass die Gesetzgebung adäquat darauf reagieren kann. Aber auch die Verbreitung von altbekannten Drogen wie Alkohol bei allen Altersgruppen rücken zunehmend wieder in den Fokus. Entsprechend muss Drogen- und Suchtpolitik konsequent neuen Erfordernissen angepasst werden. Gleiches gilt für die vier Säulen und zwar in allen Konsumbereichen – seien sie legal oder illegal. Dabei dürfen die Systeme im legalen und illegalen Bereich nicht gegeneinander ausgespielt werden oder die Fokussierung auf ein aktuelles Thema die notwendige Weiterentwicklung aller Bereiche vergessen lassen. Die traditionelle Gliederung nach Substanzen ist nur bedingt sinnvoll. Ziel muss sein, von einer Politik der illegalen und legalen Substanzen zur Drogen- und Suchtpolitik aller psychoaktiven Substanzen und Verhaltensweisen zu kommen und auf dieser Grundlage in sich stimmige Strategien zu entwickeln. Dafür gilt zu klären, welche Herausforderungen sich stellen, welche Themenbereiche berücksichtigt werden müssen und können. Ebenso, welcher Kooperationspartner es bedarf und welcher interkommunaler Netzwerke, um Zukunft gestalten zu können. Abschließende Antworten gibt es nicht, die Fragen können jedoch am Beispiel von Ansätzen und Überlegungen in Frankfurt am Main diskutiert werden, um die Entwicklung einer integrierten und zukunftsfähigen kommunalen Drogen- und Suchtpolitik zu befördern.