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DOI: 10.1055/s-0033-1351521
Cue-Reactivity und Craving bei Personen mit pathologischem Kaufen
Einleitung: Pathologisches Kaufen ist charakterisiert durch wiederholt auftretende Kaufexzesse nicht benötigter Waren. Die erstandenen Waren werden meist gar nicht ausgepackt, sondern verstaut, weggeschmissen oder direkt weiterverschenkt. Dieses Verhalten führt zu massiven psychischen, sozialen und finanziellen Problemen. Die klinische Klassifikation des Phänomens ist nach wie vor umstritten. Aktuell wird es als Impulskontrollstörung in den Diagnostikmanualen geführt. Jedoch gibt es inzwischen eine Vielzahl an Autoren, die pathologisches Kaufen als Verhaltenssucht auffassen. In dieser Studie untersuchen wir, ob Cue-Reactivity und Craving, wie sie für stoffgebundene und andere Verhaltenssüchte typisch sind, auch bei pathologischen Käufern demonstriert werden können.
Methode: Es wurden 29 pathologische Käufer und 29 Kontrollprobanden (parallelisiert nach Geschlecht, Alter und Bildung) mit einem in der Suchtforschung angewendeten Cue-Reactivity Paradigma untersucht. Dabei wurden Kaufbilder und neutrale Kontrollbilder präsentiert und subjektiv von den Probanden bewertet (hinsichtlich Erregung, Valenz und Kaufverlangen), sowie Hautleitfähigkeitsreaktionen aufgezeichnet. Darüber hinaus wurde das subjektive Craving vor und nach der Stimuluspräsentation erfasst.
Diskussion/Ergebnisse: Die Ergebnisse bestätigen eine Cue-Reactivity bei pathologischen Käufern. Sie bewerteten die Kaufbilder als erregender, wiesen diesen eine positivere emotionale Valenz zu und zeigten höheres Kaufverlangen im Vergleich zu den Kontrollprobanden. Auch wiesen die pathologischen Käufer höhere phasische Hautleitfähigkeitswerte während der Betrachtung der Kaufreize auf. Darüber hinaus zeigte sich ein Anstieg des Cravings bei den pathologischen Käufern nach der Stimuluspräsentation. Hinsichtlich der Kontrollbilder zeigen sich keine Reaktionsunterschiede im Gruppenvergleich.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass es eine Verbindung zwischen Cue-Reactivity und Craving mit dem pathologischen Kaufen zu geben scheint. Dies könnte eine Komponente für die Entwicklung und Aufrechterhaltung der Störung sein. Durch die Parallelen zu stoffgebundenen- und anderen Verhaltenssüchten argumentieren wir für eine Konzeptualisierung von pathologischem Kaufen als Verhaltenssucht.