Suchttherapie 2013; 14 - S_41_4
DOI: 10.1055/s-0033-1351562

Welche Rolle spielen Abstinenzziele der Teilnehmenden bei Rauchstopp-Interventionen mit Jugendlichen?

J Thrul 1, M Stemmler 2, A Bühler 1, M Goecke 3
  • 1IFT, München
  • 2Friedrich-Alexander, Universität, Erlangen-Nürnberg
  • 3BZgA, Köln

Einleitung: Das Ziel von Rauchstopp-Interventionen mit Jugendlichen ist in der Regel die komplette Abstinenz der Teilnehmenden. Eine implizite Annahme, die solchen Interventionen zugrunde liegt ist demnach, dass alle, die freiwillig an einem solchen Programm teilnehmen, dieses Abstinenzziel auch erreichen wollen. In dieser Studie vergleichen wir zwei Untergruppen von Teilnehmenden an einer abstinenzorientierten, verhaltenstherapeutischen Rauchstopp-Intervention: Diejenigen, die Abstinenz erreichen wollen mit denjenigen mit einem nicht-abstinenzkompatiblen Ziel. Vergleiche erfolgen hinsichtlich mehrerer Parameter des Interventionserfolgs.

Methode: Die Stichprobe bestand aus 203 jugendlichen Rauchenden (49,8% weiblich). Die Intervention bestand aus 6 verhaltenstherapeutischen Gruppensitzungen. Befragungszeitpunkte waren vor, während und nach der Intervention, sowie im 6-Monats Follow-Up. Zur Baseline berichteten alle Teilnehmenden ihr geplantes zukünftiges Rauchverhalten. Als Ergebnisparameter wurden erfolgreiche Rauchstoppversuche während der Intervention, und nach der Intervention und im Follow-Up die Erreichung der berichteten Rauchziele und komplette Abstinenz untersucht. Die Auswertung erfolgte durch Logistische Regressionsanalysen.

Diskussion/Ergebnisse: Von den Teilnehmenden gaben 58,6% komplette Abstinenz als geplantes zukünftiges Rauchverhalten an (A-TN), die übrigen 41,4% gaben ein nicht-abstinenzkompatibles Ziel an (NA-TN). Während der Intervention berichteten signifikant mehr A-TN als NA-TN einen erfolgreichen Rauchstopp-Versuch (42,0% vs. 22,6%; OR = 2,5 (95% CI = 1,4 – 4,6)). Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen im Erreichen der ausgewählten Rauchziele nach der Intervention (A-TN: 33,6%; NA-TN: 28,6%; OR = 1,3 (0,6 – 2,7)) und im Follow-Up (A-TN: 16,8%; NA-TN: 8,3%; OR = 2,2 (0,7 – 6,9)), A-TN berichteten jedoch signifikant häufiger abstinent zu sein als NA-TN, sowohl nach der Intervention (A-TN: 33,6%; NA-TN: 16,7%; OR = 2,5 (1,2 – 5,3)), als auch im Follow-Up (A-TN: 16,8%; NA-TN: 4,8%; OR = 4,0 (1,2 – 13,8)).

Schlussfolgerung: Nicht-abstinenzkompatible Ziele für das zukünftige Rauchverhalten werden von einem bedeutsamen Anteil an jugendlichen Rauchern berichtet, die freiwillig an einer abstinenzorientierten Rauchstopp-Intervention teilnehmen. Die beiden Gruppen unterscheiden sich nicht hinsichtlich der Zielerreichung, jedoch hinsichtlich des Erreichens von Abstinenz. Die impliziten Ziele der Teilnehmenden sollten in zukünftigen Studien zu Rauchstopp-Interventionen mit Jugendlichen beachtet werden.

Firmenbeziehungen: Dr. Anneke Bühler wird in einem Forschungsprojekt, das nicht in Beziehung zu diesem Beitrag steht, von der Firma Pfizer gefördert.